Interview mit dem Kreativ-Paar Lisa Fitz & Peter Knirsch
Lisa Fitz: „Nur wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der Wahrheit!“
Ein Power-Paar, beruflich und privat. Jetzt treten Lisa Fitz und Peter Knirsch gemeinsam an die Öffentlichkeit. Lisa gleich mit zwei Projekten, mit ihrem 13. Kabarettprogramm „Mut – vom Hasen zum Löwen“ sowie der Geburt der Ersten Münchner Kabarettschule, Lebenspartner Peter Knirsch mit brandneuer Bilderserie. Grund genug für Chefredakteurin Daniela Schwan, die beiden mal gemeinsam an einen Tisch zu holen. Zum verbalen Schlagabtausch, wie wir dachten. Heraus kam eine Hommage an die Beziehung, an die Liebe und an gegenseitiges Verständinis. Aber lesen Sie selbst…
Lisa, Du warst ja wahrscheinlich schon immer eine Löwin. Und Peter – eher Hase oder Löwe?
Lisa Fitz: „Irrtum! Ich war nicht ‚schon immer’ eine Löwin. Mein Löwenwesen als Frau ist hart erkämpft und war eine lange Entwicklung, keine Beigabe in die Wiege. Wobei ich sagen muss, ich hatte eine sehr mutige Großmutter und eine Löwenmutter. Erst mal war ich denen gegenüber aber ein Hase.“
Peter Knirsch: „Ich bin nicht nur im Sternzeichen Löwe… und wenn zwei Löwen, also Lisa und ich, gleichzeitig brüllen, ist es umso schöner und interessanter.“
Lisa Fitz: „Na, so was…. Ich bin aber Jungfrau.“
Peter: „Aber du brüllst wie eine Löwin.“ (lacht)
Peter, verrätst Du uns, wieso Du PAKO, ein Künstlerpseudonym, verwendest? Wie entstand das?
Peter Knirsch: „Also, ganz ehrlich gesagt, haben mich immer schon die Arbeiten der mexikanischen Straßenkünstler begeistert. Nun bin ich aber Wiener und habe die deutsche Form eines mexikanischen Namens für mich gewählt. Funktioniert auch gut, weil meine Bilder das Kürzel ‚PK’ für Peter Knirsch, aber auch für PAKO tragen.“
Wie nennst Du Deinen Stil?
Peter Knirsch: „Ich bezeichne ihn als ‚Graphic Street Style’.“
Von der Idee bis zum Auftritt, wie lange brauchst Du dafür, Lisa?
Lisa Fitz: „Im Schnitt sechs bis neun Monate inklusive Auswendiglernen. Notizen sammelt man natürlich schon Monate zuvor nebenher, z.B. wenn man fernsieht, Zeitungsartikel und Bücher liest, Unterhaltungen zuhört, lustige Begebenheiten sieht oder hört. Die Notizen zu sichten, dauert schon Wochen, die Texte zu erstellen und zu bearbeiten, mindestens zweimal so lang. Diesmal hatte ich für ‚MUT’ aus diversen Gründen nur ganze vier Monate, davon mindestens zwei Monate alleine fürs Textlernen. Das war ein heftiger Zeitdruck – hat aber gottlob gerade noch geklappt.“
Ihr seid seit zehn Jahren liiert. Inwieweit ergänzt Ihr Euch?
Lisa Fitz: „Peter unterstützt mich praktisch, bis hin zu handwerklichen Männersachen. Alles, was ich nicht kann, kann er. Abgesehen davon ist er bei mir Tourleiter, ganz offiziell, mit Vertrag. Ich unterstütze ihn mehr theoretisch, mit Berufs- und Fachwissen, Erfahrung und Beratung. Managen darf sich jeder selbst.“ (lächelt)
Peter Knirsch: „Stimmt, als Tourleiter versuche ich auf diesem und vielen anderen Wegen, Lisa den Rücken freizuhalten.“
Gibt’s da auch schon mal Zoff?
Lisa Fitz: „Logisch, besonders unter Stress. Kurz und heftig kracht es da, ist aber schnell vorbei, spätestens am nächsten Tag – und wird auch besprochen und aufgearbeitet.“
Peter: „Natürlich, wo gibt es den nicht? Meistens handelt es sich aber um produktiven Zoff.“
Lisa, bist Du Peter für das gemeinsame Porträt und für die beiden anderen Konterfeis Modell gestanden? Wie gefällst Du Dir auf den Bildern?
Lisa Fitz: „Das Bild ‚Lisa & Peter’ ist mein Lieblingsbild. Peter hat es mir als Überraschung zu Weihnachten geschenkt. Es entstand nach einem Foto, aber das Bild gefällt mir noch viel besser. Es strahlt so viel Kraft aus.“
Peter Knirsch: „Meine erste Anlaufstelle für erotische Motive ist immer meine schöne Frau. Aber wenn sie aus welchem Gründen auch immer, nicht mitspielt, muss ich meine Fantasie anzapfen…“
Peter, zitier doch bitte mal etwas aus Lisas neuem Stück!
Peter Knirsch: „Ich kenne Lisas Werke ganz genau, und nach ein paar Monaten kann ich die Texte fast auswendig. Mein Lieblingszitat: Nur wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der Wahrheit!“
Woher nehmt Ihr eigentlich Eure Einfälle, Eure Inspiration?
Lisa Fitz: „Ich werde täglich von Einfällen überflutet. Das ist nicht das Problem, sondern die Zeit, die Einfälle auch zeitnah umzusetzen. Neben Tour und TV und der Kreativität gibt es ja auch ein Leben zu leben, mit Bürokratie und Haus und Freunden und Verwandten.“
Peter Knirsch: „Mein Pool der Anregungen ist durch unser turbulentes Leben so groß, dass ich froh bin, wenn ich mich endlich für ein Motiv durchgerungen habe.“
Das Geheimnis Deiner – wunderschönen! – Bilder liegt u.a. in den kunstvoll gesetzten Schatten und verleiht ihnen einen plakativen Touch. Welche Materialien verwendest Du?
Peter Knirsch: „Öl und Acryl und Dispersion auf Leinwand, aber auch Karosserieteile von Autos oder Holzplatten. Den ‚kunstvollen’ Schattenwurf bestimmt das Motiv in den meisten Fällen selbst.“
Hast Du auch Vorbilder?
Peter Knirsch: „Nein. Vorbilder im üblichen Sinne möchte ich nicht haben. Man wird dann ja automatisch immer am Vorbild gemessen und sieht da oft nicht gut aus. Lieber ein Original als eine schlechte Kopie.“
Und wieviel muss man für einen original „Knirsch“ bezahlen?
Peter Knirsch: „Meine Werke bewegen sich im Moment zwischen 500 und 3.500 Euro.“
Wie definiert Ihr Kunst?
Lisa Fitz & Peter Knirsch: „Hier möchten wir gern Hermann Hesse zitieren:
Der Künstler stellt innerhalb unserer Gesellschaft eigentlich den einzigen Menschentypen dar, welcher unbekümmert und unter weitgehender Duldung durch die Gesellschaft sich selber lebt, seiner eigenen Natur treu ist und so ein Gebot erfüllt, das jedem Menschen ins Herz geschrieben ist, dessen Ruf aber für die meisten im trüben Kampf um das Tägliche erstickt.“
Lisa, wie entstand denn die Idee zur Ersten Münchner Kabarettschule?
Lisa Fitz: „Ich werde seit Jahren gefragt: Kann man Kabarett lernen? Und wenn ja, wo? Es gibt viele Schauspielschulen, aber so gut wie keine Kabarettschule.“
Und was ist der Grund?
Lisa Fitz: „Der Irrglaube ist: ‚Zum Kabarettist ist man geboren – oder nicht.’ Das ist falsch. Genauso wie man Schauspiel lehren und lernen kann, geht das auch mit Kabarett. Kommen kann jeder, der das lernen will. Talent oder Humor kann ich nicht lehren. Aber wie man von der Idee im Kopf zu einem satirischen, pointierten Text auf Papier und mit einem professionellen Vortrag auf die Bühne kommt, das lässt sich nach 35 Jahren Kabarett und ca. 3000 Soloabenden durchaus vermitteln.“
Und welche Message transportiert „Mut“?
Lisa Fitz: „Mut heißt immer, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Egal, ob das Angst vor Spinnen ist oder mangelnde Zivilcourage. Mut tut gut – Mut zu Visionen, Mut zur Durchsetzung seines Willens, Mut zu sagen, was man denkt – Mut zum Denken überhaupt. Woody Allen sagt so schön: Das einzige Hindernis zwischen mir und meinem Ziel bin ich selbst. Und John Wayne sagte: Mut ist, wenn man Todesangst hat und sich trotzdem in den Sattel schwingt. Mut ist das Wagnis, mehr zu können, als man kann – und keiner weiß, was er kann, bevor er´s nicht probiert!“
Seit Anfang des Monats tourst Du mit „Mut“ durch Deutschland. Hast Du denn noch Lampenfieber?
Lisa Fitz: „Lampenfieber hab’ ich nur mehr bei Premieren, also alle drei Jahre. Nach ca. 15 Vorstellungen setzt dann die Routine ein, die die Bühne quasi wieder zu meinem Wohnzimmer macht, und ich kann mich ganz auf den Vortrag und die Zuschauer konzentrieren.“
Ihr arbeitet so eng zusammen, wollt Ihr Euch denn irgendwann auch mal das Ja-Wort geben?
Lisa Fitz: „Ich hab´s schon zweimal gegeben, mein Bedarf ist eigentlich gedeckt. Wir verstehen uns auch so, das soll man nicht durch risikoreiche Experimente gefährden.“ (lacht)
Peter Knirsch (nickt): „Genau. Ich war auch schon einmal verheiratet. Die Unsicherheit ohne Ehe- oder, wie ich ihn nenne ‚Kaufvertrag’, hält wach, bemüht und frisch.“
Was ist Lisas „Markenzeichen“?
Peter Knirsch: „Ihre wunderbaren Lieder und ihre spitze Zunge, die sie gekonnt nicht nur auf der Bühne versteht einzusetzen, ihre subversive ‚Wortgewalt’.“
Was schätzt Ihr aneinander?
Lisa Fitz: „Neben Peters Attraktivität schätze ich seine große Beziehungsfähigkeit und Hilfsbereitschaft, seinen unermüdlichen Einsatz für mich und die Partnerschaft. Das habe ich in dieser Form vorher noch nie erlebt. Und die Österreicher, speziell die Wiener, sind einfach charmanter als die Teutonen.“
Gibt’s da nie mal Eifersucht?
Lisa Fitz: „Eifersucht? Peter gibt mir keinen Grund zur Eifersucht. Wirklich eifersüchtig bin ich auch nicht… mehr. Ich möchte nur nicht kompromittiert werden, das hat eher mit Stolz zu tun. Wenn ein Mann z.B. in meiner Gegenwart einer anderen Frau nachschaut und mich damit deklassiert, finde ich das drittklassig. Wenn, dann soll er das machen, wenn ich nicht dabei bin.“
Peter Knirsch: „Also, als ‚Löwe’ stehe ich dazu und genieße meine vereinzelten, hochdramatischen Anfälle von Eifersucht. Das gehört sich so. An Lisa schätze ich übrigens ihren Großmut, ihre Ausdauer und vor allem ihre Herzlichkeit und Wärme, die sie mir täglich schenkt.“
Jungbrunnen jüngerer Mann – der alte Irrglaube…
Lisa, verrate doch mal: Hält ein jüngerer Mann jung?
Lisa Fitz: „Aber nein, der alte Irrtum. Jung hält man sich nur immer selbst. Ich hatte seit langem keinen älteren Partner mehr – aber ich denke mal, dass man sich jünger eher neben einem älteren Mann fühlt. Wie auch immer, es ist egal – Freud und Leid sind mit Jüngeren oder Älteren gleich verteilt….“
Welche Projekte schüttelt Ihr demnächst noch aus dem Ärmel?
Lisa Fitz: „Also, erst mal keine! Seit 2010 hatte ich ohne Unterbrechung große Projekte: Meine Biografie Der lange Weg zum Ungehorsam (Heyne), dann war ich im Sommer 2011 vier Monate bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg in der weiblichen Hauptrolle als Siedlerin Rosalie Ebersbach im ‚Ölprinz’ neben Erol Sander. Dann kam die wochenlange PR für die Biografie, dann das Schreiben und Lernen des neuen Programms ‚MUT’ inklusive Premiere in München und anschließender Tour, die übers ganze Jahr geht – und für alles immer Pressearbeit und Interviews. Am liebsten wären mir, ehrlich gesagt, erst mal zwei Monate Auszeit, aber das geht jetzt grade leider nicht…“
Peter Knirsch: „Und ich möchte Lisa schon seit längerem dazu verführen, gemeinsam mit mir Bilder zu malen. Ich stelle mir solche ‚Gemeinschaftswerke’ schon alleine von der unterschiedlichen Interpretation und Ausführung sehr interessant vor.“
Danke für das tolle Gespräch! War ja fast eine gegenseitige Liebeserklärung …
Das Interview führte Daniela Schwan