Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Lizzy Aumeier auf der Bühne in Kulmbach – da ist an Langeweile nicht zu denken.
Von Rainer Unger
Kulmbach – „Weiber-Power“ war angesagt am Freitagabend in der Dr. Stammberger-Halle. Wenn bei einem Programm dieses Titels Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Lizzy Aumeier auf der Bühne stehen, dann geht so richtig die Post ab. Die Grandes Dames des Kabaretts und der Comedy zogen zum Auftakt ihrer Tour rund 500 Besucher in ihren Bann.
Von Sissi Perlinger als „kleine, knuffige Sexgöttin aus der Oberpfalz“ vorgestellt, legte Lizzy Aumeier los wie die Feuerwehr. Da wünschte sie dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan zwar nicht den Tod, weil man das nicht macht, aber zumindest lebenslang Erektionsstörungen oder Hämorrhoiden und kurze Arme, damit er sich nicht kratzen kann. Von ärztlichen Ratschlägen wie keine Kohlenhydrate ab 18 Uhr hält sie auch nichts, schließlich wüssten Kohlenhydrate gar nicht, wie spät es sein Und Joggen kommt für sie schon gar nicht in Betracht: „Joggen schaut bei Frauen aus wie Sterben mit Anlauf.“
Ein Höhepunkt waren die Auftritte von Lizzy Aumeier als Bassistin mit Violinistin Svetlana Klimova, bei denen beide wunderbar harmonierten. Wie immer suchte sich Aumeier männliche Gesprächspartner in der ersten Reihe, die sie in ihr Programm einband, den Gerichtsvollzieher Jürgen, den Hausmann Peter und den Postbeamten Volker. Letzteren holte sie auf die Bühne, damit er die legendäre Szene am Bug mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet aus dem Spielfilm
„Titanic“ mit ihr nachstellte. Volker erwies sich als schauspielerisches Naturtalent und legte mit Lizzy eine Show hin, die Besuchern die Lachtränen in die Augen trieb. Als Speerspitze des deutschen Kabaretts kündigte Aumeier dann Lisa Fitz an. Die präsentierte in ihrer Rolle als russische Spionin Olga ein tiefgründiges, politisches Programm. Da räumte sie auf mit den in Hollywoodfilmen immer wieder verbreiteten Märchen vom bösen Russen und belegte mit einem Zweizeiler, dass Russen auch Humor haben: „Fällt der Russe tot vom Traktor, ist in Nähe der Reaktor!“ Derartige Albernheiten blieben die Ausnahme. Stattdessen prangerte sie an, dass es seit 1796 kein Jahr gegeben habe, in dem die USA sich nicht im Krieg befand und dass die Vereinigten Staaten „die Demokratie in die Länder bomben, wo Öl ist.“ Weit über 1000 Militärstützpunkte weltweit sprächen eine deutliche Sprache, aber verbreitet werde stets die gleiche Phrase „Putin böse,
Putin böse, Putin böse!“ Fabelartig-fabelhaft erklärte Lisa Fitz das Demokratie-Verständnis der USA: „Wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt!“
Kabarett etwas mehr zum Zurücklehnen und weniger zum Nachdenken bot Sissi Perlinger. Deren Erklärung der Psyche der Frau sorgten für reichlich Lacher. Sie ließ wissen, dass Altersforscher herausgefunden hätten, dass es am besten sei, im Alter noch Blödsinn zu machen, weil das jung hält.
So streue sich eine Tante von ihr immer Schwarzpulver aufs Butterbrot, damit sie es „im Krematorium noch mal richtig krachen lassen kann.“ Sie selbst möchte eine lebenslustige Oma werden und einen modernen Herzschrittmacher haben, den man drei Stufen hoch stellen kann, bevor man auf eine Party geht. Und sie freut sich darauf, den Polizisten, die sie beim zu schnell fahren geblitzt haben, zu erklären: „Ich muss so rasen, damit ich da bin, bevor ich vergesse, wo ich hin will.“
Im Alter gibt es dann Partys in der Kneipe „Zum fröhlichen Hospiz“ im Hotel „Inkontinental“ mit Mottos wie „Die lange Nacht der Darmspiegelung.“ Ein temperamentvoller Auftritt, bei dem ein Gag den nächsten jagte, und bei dem Sissi Perlinger immer wieder die Bühne verließ, um in einer neuen Verkleidung zurück zu kommen.
„Weiber-Power“ ist ein sehr kurzweiliges, unterhaltsames, facettenreiches Programm mit feinem Anspruch ebenso wie mit reinem Blödsinn, das für jeden etwas bietet. Nachdem sich die drei Kabarettistinnen mit einem gemeinsam gesungenen Schlusslied verabschiedet hatten, mussten sie im Foyer zahlreiche Autogrammwünsche erfüllen. Dort gab es jede Menge lebhafte Diskussionen unter den Besuchern, wer denn nun am Besten von den dreien war. Und da gab es genau drei verschiedene Meinungen, jeder hatte seine Favoritin.
„Ich muss so rasen, damit ich da bin, bevor ich vergesse, wo ich hin will.“
(Sissi Perlinger zum Polizisten, der sie geblitzt hat)
„Joggen schaut bei Frauen aus wie Sterben mit Anlauf.“
Lizzy Aumeier
„Wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt.“
Lisa Fitz über Demokratieverständnis in den USA
Text: STADT UND LANDKREIS KULMBACH