Lisa Fitz, Schlachthof.
Von Zoran Gojic
„Is eh wurscht“, findet Lisa Fitz. Ob man nun auf dumpfe populistische Parolen reinfällt oder alten antrainierten Reflexen hinterherhechelt – hilft alles nichts. Wir sind zu doof für diese Welt, in der „Empöriliasmus“ herrscht, also eine Art grundlegende Hysterie. Bei der Premiere ihres neuen Programms „Flüsterwitz“ im Münchner Schlachthof hat die bayerische Naturgewalt Lisa Fitz auffallend viel Freude am Krawall. Mit einigem Furor macht sie sich über Denkfaulheit, Bigotterie und Doppelmoral her. Es treibt sie regelrecht um, es brodelt in ihr und doch lässt sie nicht alles unkontrolliert raus, sondern feuert präzise ihre Breitseiten ab. Und sie hat dabei das, was vielen – auch im Kabarettbetrieb – derzeit mitunter ein wenig abgeht: den Willen und das Vermögen zur Reflexion.
Man kann politische Zustände kritisieren, ohne rechtsextremen Verschwörungstheorien zu verfallen. Man kann das Recht auf die Selbstbestimmung der Frau einfordern, ohne rassistische Wahnvorstellungen zu bedienen. Und ja, man kann bei der Gelegenheit hinterfotzig darauf hinweisen, dass die Rechte der Frauen in Deutschland über Jahrzehnte hart erkämpft werden mussten – was seinerzeit von den Männern hierzulande keineswegs uneingeschränkt begrüßt wurde.
Es geht Fitz, kurz gesagt, um den Gebrauch des gesunden Menschenverstands in Zeiten, in denen nicht wenige Menschen ernsthaft glauben, eine geheimnisvolle Echsenart aus dem Erdinnern beherrsche den Planeten. Immer öfter würden Menschen zu ihr kommen, erzählt die Fitz, um ihr zu berichten: „Derfst ja nix mehr sogn.“ Was denn, will sie wissen, und dann kommt die Antwort: „Des derfst ja net sogn.“ Ihre einzig mögliche Reaktion: „Ja, sag’s halt, zefix“. Aber es sagt keiner was, stattdessen wird wirr geraunt – und das geht der Fitz Lisa gegen den Strich: „Immer mehr Meinung und immer weniger Ahnung.“
Dazwischen gibt es wie immer klug gereimte und wunderbar gesungene Lieder, diesmal allerdings nicht so häufig zur Gitarre, sondern zu minimalistischen, elektronisch angehauchten Tönen vom Band. Die Fitz kann auch rappen, besser auf jeden Fall als viele selbst ernannte Rapper, und sie kann großartig vor sich hin assoziieren – bis sie selbst staunt über das Ausmaß der Maßlosigkeit bei uns. Und womöglich auch über ihre eigene: Immer neue Lieder will sie spielen, noch mehr erzählen, bis sie fast drei Stunden auf der Bühne steht. Aber was soll’s? Sie ist gut drauf, ihre Zuschauer auch, und es ist Freitag. Is eh wurscht.
Text: OVB Heimatzeitungen