Die große Fangemeinde von Lisa Fitz jubelte. Mit ihrem abendfüllenden Soloprogramm »Flüsterwitz« war sie zum zweiten Mal bei den Burgfestspielen zu Gast. Erst vor einigen Wochen predigte sie die »Heilige Wildsau« im Programm »Frauenpower« mit Sissy Perlinger und Lizzy Aumeier.
Moos ansetzen ist bei Lisa Fitz nicht. »Ich bin voll fit«, verkündet die Kabarett-Lady und verlangt das gleiche vom Publikum. Also kurz mal aufstehen, gemeinsam mit den Armen wedeln und sich wieder setzen. Etwas atemlos, aber voller Neugier, was jetzt kommt. Und da kommt viel, denn Fitz nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was ihr nicht gefällt an Staat und Gesellschaft, an den Politikern und Parteien, den Banken, Finanziers, Waffenhändlern, den Verdummungsstrategen in allen Unterhaltungskanälen und dem Nichtdenkenwollen der Menschen.
Zwischendrin nimmt sie immer wieder die Gitarre zur Hand, singt, jodelt und erzählt mit charmantem niederbayerischen Dialekt Storys aus der Heimat. Aber sie hüllt sich auch in einen Kapuzenpulli und startet begleitet von aufwühlender Musik einen Sprechgesang, um ihre Botschaft rüberzubringen: Für Fitz ein klarer Fall, das sind die gierigen Banker und schurkischen Konzerne, verblendete Politiker und Verbrecher, die für Mord und Totschlag sorgen und Menschenrechte mit den Füßen treten.
Immer wieder wird Lisa Fitz zur eindringlichen Mahnerin: »Schaut genau hin, wacht auf, steht auf«, mahnt sie und nimmt sich wiederholt die Politiker als rückgratlose und eigensüchtige Spezies vor. Spöttisch nennt sie sie »PoMos«, Politische Monster, die eine üble Spur hinterlassen aus zerstörter Umwelt, einem nicht fertig gebauten Flughafen, flaschensammelnden armen Rentnern und Atommüll-lagern, in denen Fässer ewig strahlen. Da blickt Fitz neidisch nach Frankreich, in dem ein strahlender Macron »En Marche« ist. »Warum nicht auch hier«, fragt sie und singt im Rapper-Stil das Lied »Revolution« unterstützt von einem Publikum, das klatschend und singend mitmacht.
Gehirn ist keine Seife
Die Idee, eine eigene Partei zu gründen, hat sie natürlich auch, und einen Namen dafür: »NdM« soll sie heißen, »Nicht die Merkel«, denn diesem »ferngesteuerten Hosenanzug«, kann Fitz nichts abgewinnen. Auch wenn es Merkel gelungen sei, die CDU so weit nach links zu rücken, dass Platz weiter rechts für die AfD sei. Jetzt klaue sich die CDU/CSU ihre alten Inhalte wieder zurück.
So kennt die große Fanschar »ihre Lisa«, die Powerfrau, Feministin und Kabarettistin, die kraftvoll austeilt und keinen ungeschoren lässt. Mit bayerischem Mundwerk, unverblümt und witzig. »Das Gehirn ist keine Seife, es wird nicht weniger, wenn man es benutzt«, spottet sie. »Deppert bleibt Deppert«, urteilt sie über sedierte Fernsehgucker und Unterhaltungs-Shows, die das Prädikat »Germany’s next Trottel« verdienten.
Als sie zum Schluss das »Kamel« vorträgt, das urkomische Blödellied nach einem Text ihres Vaters Walter, ist das Publikum hin und weg.
Quelle: Wetterauer Zeitung vom 31.08.2018