Kreuztal – Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Lizzy Aumeier begeisterten in der Stadthalle.
Lachen ist gesund – und in dreifacher Dosis gleich dreifach wirksam.
ba „Weiberpower pur“ erwartete die Zuschauer am Mittwochabend in der nahezu ausverkauften Stadthalle in Kreuztal. Denn mit Sissi Perlinger, Lisa Fitz und Lizzy Aumeier schickte sich ein feminines Kraftpaket an, die Lachmuskeln und das Zwerchfell der Zuschauer zu strapazieren. Zwar dauerte es eine Weile, bis alle startklar waren, denn nach Sissi Perlingers Aufforderung, einige freie Plätze vorne noch zu besetzen, begann ein wilder Plätzetausch, doch dann konnte sich endlich die von Perlinger als „bayerische Barbie-Fehlpressung“ angekündigte „Sexgöttin aus der Oberpfalz“, Lizzy Aumeier, sowohl über die „verhungerten Blondinen in der ersten Reihe“ als auch über diejenigen freuen, die sich ebenso diszipliniert um ihren Körper kümmern wie sie selbst. Indem sie nämlich jeden Abend etwas essen. Als Profi für „Tipps zum Zunehmen“ stellte sie nicht nur fest, dass 74 Proteine im pürierten Kopfsalat sie weniger überzeugen als 73 Kräuter im Jägermeister, nein, sie war sich auch sicher, dass Sport zwar wichtig sei, aber „etwas Besonderes bleiben“ solle. So frotzelte sie im schwarzen Seidendress, das sämtliche figürlichen Schwächen gnadenlos offenbarte, augenzwinkernd über ihre Winkearme, doppelten Achseln und Bauchrollen. Herrlich uneitel, provozierend und durchaus einnehmend. Das spürte vor allem Wolfgang, den sie aus dem Publikum auf die Bühne zitierte, damit er mit ihr gemeinsam auf den Spuren von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio eng umschlungen am Bug der Titanic posierte. Eine Aufgabe, die er zur Erheiterung des Publikums äußerst souverän löste.
Auch Lisa Fitz, die dafür bekannt ist, dass sie als unabhängige, provokante Frau kein Blatt vor den Mund nimmt, hatte bereits einen Mann für ihre spitze Zunge im Visier. Markus Söder, den bayerischen Ministerpräsidenten, der die Kreuze bereits vor der Landtagswahl wieder habe aufhängen lassen, wie sie vermutete. Doch begab sich die Kabarettistin an diesem Abend nicht nur auf das politische Parkett. Nein, Lisa Fitz beschäftigte sich ebenso mit den „Lieblingsängsten“ der Menschen, die in der „Angst vor einer eigenen Meinung, vor Gedanken überhaupt“, gipfeln kann, kritisierte „Massenverblödungssendungen“ im Fernsehen und verwies auf deutliche Sprachbarrieren zwischen Niederbayern und München beim Yoga-Unterricht. Natürlich griff das Multitalent auch zur Gitarre, sang ebenso über Gefühle wie über Kamele und sorgte sowohl für lyrische als auch für erheiternde Momente.
Erheitern wollte auch Sissi Perlinger, indem sie sich der Psyche der Frau und ihren zahlreichen inneren Stimmen widmete. Im ausdrucksstarken Kostüm haderte sie augenzwinkernd über „ihren persönlichen Elchtest“, die Wechseljahre, philosophierte über das Älterwerden, das inzwischen zur Kunstform geworden sei, und plädierte für die Narrenfreiheit im Alter. Gewohnt schrill agierte sie als rüstige Rentnerin Marlene Schicklgruber, fuhr als singender „happy Hippie“ die bunten Schmetterlingsflügel aus, bevor sie ein schamanisches Ritual initiierte, um den Jugendwahn abzuschütteln und als aufgeschlossene Professorin mit dem Statement „Beißt nicht ins Gras, raucht es lieber“ für Marihuana-Konsum im Alter zu plädieren. An diesem Abend brauchte das Publikum allerdings keine Unterstützung durch die „beste Heilpflanze gegen Alterszipperlein“, sondern berauschte sich allein durch die kraftvolle Frauenpower, an der Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Lizzy Aumeier keinerlei Zweifel aufkommen ließen. Denn Lachen ist gesund und in dreifacher Dosis gleich dreifach wirksam.
Quelle: Siegener Zeitung vom 12.10.2018