IBBENBÜREN
Im Einheitsbrei der Comedians und Komiker des Landes schwimmen auch einige Perlen. Die Gestalter des diesjährigen Kabarett-Abonnements hatten eine davon herausgefischt. Ihr Name: Lisa Fitz. Ihr Programm: „Flüsterwitz“.
Damit begeisterte die Powerblondine aus der niederbayrischen Provinz am Freitag mehr als 700 Zuschauer im Bürgerhaus. Das gefiel Lisa Fitz, denn sie war sich nicht sicher, ob so hoch im Norden überhaupt jemand kommt. Und dann hielt sie ihr Publikum durch Mitmach-Aktionen auf Trab und verlangte ihm zudem einiges an Konzentration ab. Insgesamt war es ein unterhaltsamer Abend mit etwas Tiefgang.
Flüsterwitze erzählen sich Menschen in Diktaturen hinter vorgehaltener Hand, doch Lisa Fitz machte aus ihrer politischen Einstellung kein Hehl. Dabei ließ sie die Riege der Politik-Prominenz antreten, um sie genüsslich abzuwatschen. „Die Dilettantentruppe namens Regierung hoppelt herum wie im Mittelalter ein Gemüsewagen über das Kopfsteinpflaster“ urteilte sie. Dazu passte das Lied „Welche Partei soll ich wählen“, in dem sie bewies, dass sie sogar ein Jodeltalent ist. Gäbe es noch den Republik-Palast, könnte sie mit Udo Lindenberg dort auftreten.
Mit dem Goethe-Zitat „Die ganze Welt ist voll armer Teufel, denen mehr oder weniger angst ist“ leitete sie zu einem längeren Exkurs in die Welt der Phobien über. „Xanthophobie ist die Angst vor der Farbe Gelb – daran leidet gerade der französische Präsident Emmanuel Macron“, kalauerte sie. In dem wunderbaren Lied „Und trotzdem hab ich manchmal Angst“, komponiert von Konstantin Wecker, zeigte sie ihre Verletzlichkeit. Meinungsfreiheit liegt ihr besonders am Herzen. „Freie Rede, solange es noch geht“, forderte die Künstlerin.
Kritische Blicke warf sie auf das Narrenschiff in schwerer See, besang das „Anneliese-Syndrom“ und entließ mit dem umstrittenen Rap-Song „Ich sehe was, was du nicht siehst“ in Kapuzenshirt und Sonnenbrille die Besucher in die Pause. Danach hatte sie den weißen Blazer gegen einen roten „Vampirmantel“ eingetauscht.
„Die Gedanken sind frei“
Die Männer mussten unumstößliche weibliche Wahrheiten schlucken. Belohnt wurden sie mit dem Ausspruch von Diego Cendoya: „Als Frau muss man sich in der Liebe entscheiden, ob man recht haben oder geliebt werden will.“ „Diese Ratte“, schimpfte Fitz. Es gab viele Themen, die sie mit Coolness, Zynismus und einer Prise Sex anpackte.
„Tittitainment“ als mediale Berieselung einer Masse von Deppen, Politiker-Geschwafel, ein torkelnder Jean-Claude Juncker, Che Guevara und Fidel Castro, Populismus, Waffenexporte, Krieger und Friedenstaube, türkische Machos, Flinten-Uschi und Rauten-Angie, griechische Mythologie und französische Revolution – die streitbare Lady mit dem frechen Mundwerk zeigte Rückgrat. Ab und zu griff sie zum Tablet-PC, um Zitate oder aus Wikipedia vorzulesen. Das war allerdings nicht gerade originell.
Am Schluss erklang zum Mitsingen „Die Gedanken sind frei“. Das nimmt Fitz für sich in Anspruch und sie sagt es laut. Nach langem Beifall trug sie als „Wellness fürs Gehirn“ ein skurriles Lied vom Kamel vor, das ihr Vater Walter Fitz schrieb. Am Signiertisch kamen schließlich CD-Käufer und Autogrammjäger zu ihrem Recht.
Quelle: IVZ aktuell, von Brigitte Striehn