Sahra Wagenknecht & Oskar Lafontaine für Lisa Fitz 4.9.2019
„In der letzten Zeit ist es üblich geworden, Kritiker der Wallstreet und des Finanzkapitalismus als „Antisemiten“ zu ächten. Das ist allzu durchsichtig. Nicht zuletzt die zurückliegende Finanzkrise im Jahr 2008 hat gezeigt, dass Millionen Menschen durch die grenzenlose Gier der Wallstreet-Banken ins Unglück gestürzt werden.
Neuerdings erhebt man solche Vorwürfe auch gegen Lisa Fitz. In ihrem Lied „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ heißt es: „Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern, wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn Rothschilds, Rockefeller, Soros und Konsorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten…“ Man muss also nur den Währungs-Spekulanten Soros und die Investmentbank Rothschild erwähnen, und schon ist der Beweis erbracht, dass man Antisemit ist.
Die selbsternannten Gedanken- und Sprachpolizisten erweisen ihrem wichtigen Anliegen, den zunehmenden Antisemitismus zu bekämpfen, einen schlechten Dienst, wenn sie eine Künstlerin diffamieren, die seit vielen Jahren den Kapitalismus kritisiert, eine Pazifistin ist und sich für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde engagiert. Je stärker die politische Rechte wird, umso notwendiger ist es, dass diejenigen zusammenstehen, die dafür kämpfen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Es ist unbestreitbar, dass die von Jahr zu Jahr wachsende Konzentration wirtschaftlicher Macht zum Autoritarismus führt und die Gefahr in sich birgt, dass der Faschismus wieder kommt.“
Sahra Wagenknecht,
Oskar Lafontaine
4. Sept. 2019