Bad Füssing. „Wenigstens regnet’s nicht!“ So begrüßte die niederbayerische Kabarett-Ikone Lisa Fitz ihre Gäste am zweiten Veranstaltungstag des Bad Füssinger Konzertsommers auf der Freizeitwiese. Rund 150 Besucher verteilten sich innerhalb der vorgeschriebenen Mindestabstände auf der weitläufigen Wiese.
„Innerlich näher rücken“ hilft, denn „in diesen Zeiten geht es rund in meinem Kopf“, fand sie den Einstieg in ihr Programm mit dem Titel „Flüsterwitz“. Keinesfalls Anrüchiges, gar „Schweinisches“ ist hiermit gemeint. Gemeint ist, dass man ja heute „nix mehr sog’n derf“. Der Begriff entstand in autoritär regierten Staaten. „Bei uns aber gibt’s es sowas nicht, weil die Komiker ja in der Regierung sitzen“, konterte Lisa Fitz von der Bühne herab und der erste Treffer war ihr sicher. Die politische Klasse insgesamt und die in Deutschland insbesondere, sind die Zielscheiben in dem Programm – und diese wurden punktgenau anvisiert. „35500 Euro kostet ein Abgeordneter im Monat“, Zehntausend davon sind sein Gehalt und „unser Gesundheitsminister Spahn hat sich in Berlin eine Villa für vier Millionen Euro gekauft“. Lisa Fitz schießt sich auf die diversen Schief- und Missstände in der deutschen Politik im Programmverlauf immer mehr ein und trifft hierbei stets die „12“. Großmut, Demut in der Politik? Nein, nur noch Hochmut analysiert sie. Hochgehaltene klatschende Arme zeigen die Zustimmung im Publikum an. „Post-heroisches Regieren“ nennt man die Form des Regierens von Angela Merkel (im Verlauf des Abends „Mutti“ genannt), klärt Lisa Fitz auf und dies verursacht einen „Empörialismus“ im Volk. Aber, wie schon Friedrich Schiller sagte: „Die Großen hören zu regieren auf , wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.“ Die verbalen Pfeile in Richtung Seehofer, von der Leyen, Söder, Laschet, Maas… treffen genauso punktgenau wie die amüsant-sarkastisch dargestellten diversen Schilderungen des politischen Alltags rund um den Deutschen Bundestag.
650 Ängste (Phobien) beschreibt die Wissenschaft, wechselt Lisa Fitz das Thema ins Gesellschaftlich-Politische. Eine hiervon ist die Androphobie, die Angst, wütend zu werden. Verbreitet sei auch die Xenophobie, die Angst vor allem Fremden. Rechtsradikalismus, Populismus, Wahlmanipulationen. Hier stellt Lisa Fitz nüchtern fest, dass Russland hierin rückständig ist: Denn dort werden die Wahlen manipuliert. Deutschland ist da fortschrittlicher: Bei uns werden die Wähler manipuliert.
Herzhafte Lacherfolge zu erzielen, ist nicht der Zweck der Kabarettfigur Lisa Fitz. Zu bissig die Einlassungen in den Themen, zu treffsicher die Analysen zu den Zuständen in der Welt.
Freilich kommt der Humor nicht zu kurz, denn immerhin ist und bleibt es Kabarett. Mit ihren Kompositionen, begleitet an der Gitarre, lockert Lisa Fitz ihr Programm melodisch angenehm auf und bleibt hierbei textlich immer die Kabarettistin. Gekonnt sind ihre Verwandlungen von der kritisch posaunierenden kabarettistischen Allzweckwaffe, hin zur Rock-Göre der 1968er Generation.
Männer im Auto: Unruhig tritt Fitz von einem Bein auf das andere. Das ist was „Ursprüngliches“, tief drin, wird in die Männer hineingeboren, bringen die Anlagen in den Spermien schon mit: Nur der Schnellste gewinnt! Die Weiblichkeit im Publikum fühlt sich unverhohlen bestätigt.
Das deutsche Fernsehen, insbesondere die „Privaten“, bekommen viel, sehr viel Fett weg. Schon Dieter Hildebrand (1927 – 2013) stellte fest: „Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat die Hosen gestrichen voll, und die Privaten senden was drinnen ist.“ Beispiele folgten zahlreich. Das private Fernsehen ist ein „IQ Dumping mit trivialem Entertainment“. „Hauptsache, dumm bleiben!“ Revolution in Deutschland? Unmöglich! „Rasen betreten verboten!“ So beschreibt Lisa Fitz das aufkeimende Wutempfinden vieler „ganz normaler“ Menschen und klammert hierbei die Randalen aus, denn Randalieren ist keine Revolution.
Es folgt das Lied „Revolution liegt in der Luft“. „Eine Zeile hierin ist populistisch“, sagte ein Analyst, „er wusste nur nicht welche.“ Populismus war eine großes Thema und wurde facettenreich beschrieben. Die Werte der Frau, was hat die Politik erreicht und was wird alles wieder zerstört? Auch hier nimmt Lisa Fitz kein Blatt vor den Mund und die Politik erwischt eine weitere Breitseite. „Fluchtursachen bekämpfen“ wird allenthalben schwadroniert. Gleichzeitig stiegen die Waffenexporte Jahr für Jahr. „Politik ist die Unterhaltungsindustrie der Waffenlobby“, beschreibt sie die Anhängigkeit der Politiker von ihr. Mit ihrem Lied „Die weißen Tauben fliegen nicht mehr“, leitet sie über in ein massiv-derbes Schlussplädoyer der Beschreibung der Zustände. Ihr Schlusslied „Die Gedanken sind frei“ fordert zum Mitsingen auf, was gerne und zahlreich angenommen wurde.
Lisa Fitz hat die Unverzichtbarkeit ihres Kabaretts erneut unter Beweis gestellt und bleibt auch nach Jahrzehnten fester Bestandteil.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 16.08.2020, Artikel und Foto von Rainer Eckelt