Leipziger Lachmesse: Lisa Fitz vergegenwärtigt in der Pfeffermühle revolutionäre Zeiten.
Von „diesen Zeiten“ spricht sie immer wieder und meint Zumutungen der Gegenwart. Zum einen habe sich nicht viel geändert, zum anderen war es noch nie so schlimm, macht Lisa Fitz durchaus glaubhaft, denn in 30 Jahren würden wir 2022 für die gute alte Zeit halten. Im Rahmen der Leipziger Lachmesse war die bayerische Kabarettistin mit ihrem Programm „Daubrenner“ in der Pfeffermühle.
„Ihr seid die Tapferen, die Mutigen, die die Kultur wieder zum Leben bringen“, freut Fitz sich über den ausverkauften Saal. Ein Satz, in dem die Wörter Lockdown und Maskenpflicht zwar nicht fallen, aber mitschwingen. Sie hat ja einen Ruf zu bestätigen als Rebellin gegen unkritische Gemütlichkeit. Dafür steht die 71-Jährige seit Jahrzehnten, und darüber spricht sie im ersten Teil, denn der „Dauerbrenner“ ist natürlich sie, die „als erste Frau in Deutschland“ mit eigenen Texten als Solistin auf der Kabarettbühne stand. Von Anfang an emanzipiert vom Reaktionären. Wobei ihr 60er-bis-80er-Jahre-Deutschland nicht das des Publikums ist. Die ihre Lebensgeschichten begleitenden musikalischen Beispiele aber, die Fitz zur Gitarre anstimmt, verbinden: Beatles, Freddy Quinn und Bayerische Hitparade, die sie 1972 moderiert hat. „I bin bled“ sang sie damals, und das passe hervorragend in die Gegenwart, in der wieder Satire am Zeitgeist abprallt, gegen den sie stänkert und dem sie „die drei B“ bescheinigt: „betroffen, beleidigt, blutleer“. Für Satire, sagt sie, „braucht’s halt Resthirn“.
„Wohin gehen wir?“, fragt Fitz nach der Pause und wird kaum namentlich konkret, analysiert weder System noch Prinzip, sondern wendet sich allgemein gegen Bevormundung, Lügen, Bereicherung. Und Mitschuld: „Wir sind eine Gesellschaft der Langzeitahnungslosen.“ In ihrer Art des Conférence-Kabaretts spricht aus Fitz immer Fitz, und das Publikum liegt ihr im Konsens zu Füßen, was sich immer mal in einem „Genau!“ entlädt, das auch der seelischen Entlastung dient. „Wenn man sich das nur alles merken könnte!“, sagt eine Zuschauerin in der Pause. Und Lisa Fitz entlässt mit ihrem Lieblingsmotto: „Nur die Mutigen entkommen.“
Mit freundlicher Genehmigung der Leipziger Volkszeitung
Artikel von Janina Fleischer