Halver – Weltmeisterlich, mit spürbarer Lust an der Verwandlung schlüpfte Kabarettistin Lisa Fitz am Freitagabend in der Aula des Anne-Frank-Gymnasiums in unterschiedlichste Rollen.
Vor voll besetzten Rängen brachte die beliebte, vielfach ausgezeichnete Künstlerin ihren lachenden Zuhörern die Standpunkte von vier „Weltmeisterinnen – gewonnen wird
im Kopf“ nahe.
Andere Perücke, neues Outfit, passender Tonfall und Dialekt: Die Verwandlung war perfekt. Eine illustre Damenriege hielt Männlein und Weiblein, Mächtigen und Otto Normalverbraucher den Spiegel vor. In ihrem großen und kleinen Kosmos agierten Putzfrau Hilde Eberl, die Feministin Inge von Stein, die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer und Geheimagentin Olga Geheimnikowa, die auf die USA ein wachsames Auge hatte, wahrlich weltmeisterlich. Zwischen Blödsinn und Tiefsinn, lustigen Pointen und bitteren Wahrheiten balancierte Lisa Fitz auf schmalem Grat. Singend, sprechend und schauspielernd verteilte die Künstlerin ihre Watschen. Direkt und unverblümt schickte sie ihre Figuren auf Pointenfang.
Wo’s hakte im Großen und im Kleinen wussten Hilde, Inge, Gerda und Olga ganz genau. Gezielt suchten und fanden sie das berühmte Haar in jeder Suppe. Klasse die Zugabe, bei der „Das Kamel“ elternlos in der Wüste herumirrte! Mit Besen, Kittelschürze und Dauerwellen-Perücke „bewaffnet“, machte Hilde aus ihrer Abneigung gegen Amazon, den deutschen Schilderwald, Politikern mit Nebenjobs und hirnlose Nachmittagssendungen im Fernsehen keinen Hehl. Das Zukunftsszenario von Drohnen, die Pakete ausliefern, war ihr nicht geheuer. Was das wohl für Auswirkungen auf Facebook hat!? Jeglicher Nachbarschaftskultur erteilte die Gute eine klare Absage. Wer braucht Nachbarschaftskultur, wenn er Nachbarn mit Stammbaum-Pudel und selbst nur einen Mischlings-Wuffi hat? Bayrisch derb hielt Hilde mit ihrer altbackenen Meinung nicht hinter’m Berg.
Als weltoffene, Handy diktierte Pressedame Inge von Stein mit knatschroter Kurzhaarfrisur und engem Lederdress stellte Lisa Fitz das Zusammenleben mit Männern ein und gab jedem ihrer „jeweiligen zukünftigen Ex“-Männer von vornherein den Laufpass.
Was sie am meisten nervte: dass für Männer das Fußballtor „Himmelstor und göttliche Viagra“ ist. Darüberhinaus sah sie sich von Berufs wegen genötigt, die allgegenwärtige Überwachung anzuprangern und das „Volk“ aufzuklären. Mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme machte sie dabei den Tom Waits-Song „Yesterday is here“ zum Genuss. Olga, die Russin mit herbem Charme, ritt schwarzhumorig auf ihrem Lieblingsthema Geostrategie herum. Was besser ist, ein armes Land mit reichem Präsident wie Russland oder ein Land, das den Banken gehört wie die USA stellte sie zur Diskussion. Gegen das „Horstifat“ und Integration als heißes Thema stichelte Lisa Fitz als fesche CSU-Abgeordnete. Fracking? Ja. Wenn’s den Landtag betrifft.
In eigener Person gab die Künstlerin abschließend ihre Schmunzelgeschichte „Salz fehlt“, mitten aus dem Leben gegriffen, zum Besten. Mutter, Vater und zwei Kinder: Wer holt das Salz? Die Mutti – bis die nicht mehr will.