Sängerin und Kabarettistin Lisa Fitz spottet im Häfler Bahnhof Fischbach in vielen Rollen über Smartphones, Geostrategie und die CSU
Olga Geheimnikowa hat vor niemandem Angst: „Wenn Olga schaut in Himmel, Wolken fangen an zu schwitzen“, droht sie mit tiefer Stimme und kratzigem Akzent. Olga erklärt das Konzept Geostrategie: „Wie bringe ich meinen Nachbarn dazu, dass er seine Gartenzwerge so aufstellt, dass sich der dritte Nachbar darüber ärgert?“
Lisa Fitz gibt Olga in Pailettenpumps, Pelzmütze, schwarzem Mantel und mit der Wodkaflasche als Freund: „Ohne Wodka springst du von der Brücke, mit Wodka liegst du drunter.“ In ihrem Programm „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ ist Fitz auch die Journalistin Inge von Stein, die Putzfrau Hilde Eberl und die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer – und sie ist mindestens so böse wie lustig. Nur wenn sie singt, wird ihre Stimme manchmal weich, um dann mit Pointen zu schließen wie „Du sagst, es geht alles, man muss nur wirklich wollen. Doch hätt‘ man auch was tun sollen außer nur zu wollen.“
Seit über 40 Jahren macht Lisa Fitz Kabarett, hat als erste Frau in Deutschland eigene Shows auf die Bühne gebracht, zahlreiche Preise kassiert und als Schauspielerin gearbeitet. Müde ist sie noch lange nicht, sondern macht sich gnadenlos lustig: über das bayerische „Horstifat“ etwa, dessen großes Herz mit seinen zwei Kammern eine solide Doppelmoral erlaube. Sie sorgt sich wegen der Abhängigkeit Jugendlicher von Smartphones: Nicht nur, dass der Spion in der Jackentasche sitzt, sie laufen auch Gefahr, helle Birne mit erleuchtetem Display zu verwechseln. „Hat den Nachteil, sie werden autistisch. Hat den Vorteil, sie halten die Klappe.“ Sie stellt fest, dass Angela Merkel in letzter Zeit seltener sagt, dass es uns gut gehe. „Sie meint wohl, ihr geht es gut, aber dann sollte sie das mal ihrem Gesicht sagen.“
Jede Figur hat ihr eigenes Auftreten und ihr Thema. Hilde Eberl trägt einen gemusterten Kittel und Lippenstift im gleichen leuchtenden Pink wie ihr Putztuch. Sie würde gern im Bundestag durchputzen. Statt dessen schickt sie täglich 60 E-Mails: „Wenn denen täglich der Server zusammenbricht, würden die vielleicht merken, dass das Volk noch existiert.“ Inge von Stein, mit grellrotem Haar und engen Leggins, hat keinen Bock mehr auf Männer. Ihrem Ex mangele es wegen penetrant geschlossener Fenster an Sauerstoff im Hirn: „Heinz, sage ich, du bist keine Pflanze und du kannst auch nicht aus Bier Sauerstoff machen.“ Dann schließt sie die Jacke, greift zur Gerte und singt mit laszivem Hüftschwung: „Ich bin die Frau in Leder und bin etwas streng.“ Gerda Wimmer, in Filzhut und grünem Janker, hält sich für die ideale Umweltministerin. „Ich hab zwar keine Ahnung, aber ich komm‘ vom Land.“ Frau von der Leyen sei für Verteidigung auch nur durch ihre private Kriegszone mit sieben Kindern qualifiziert.
Schließlich erzählt Lisa Fitz als Lisa Fitz von ihrer Kindheit im bayerischen Krailing. „Das war politisch eher einlinig, gar nicht so anders als in der DDR.“ Dort habe sie ein CSU-Trauma und eine Dirndl-Allergie erworben und von der Heirat mit einem Revolutionär geträumt. „Aber der hätte dann ja Fidel Fitz geheißen, und dann wär es aus gewesen mit der Revolution.“ Schließlich entschied sie sich fürs Kabarett. Das Publikum im Bahnhof Fischbach dankt es ihr mit enthusiastischem Beifall.
Südkurier 07.12.2015 Corinna Raupach