Mittelbayerische Zeitung
Die Kabarettistin zeigte sich in der Kulturfabrik Berching wandelbar. Immer gleich blieben hingegen die scharfen Pointen.
Berching. Vor einem ausverkauften Haus trat keine geringere als Kult-Kabarettistin Lisa Fitz in der Kulturfabrik Berching (Am Sportplatz) mit ihrem neuesten Programm „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ auf. Sie zählt zu den ganz Großen im deutschen Kabarett, auch über die Landesgrenzen hinaus ist „die Fitz“ bekannt. Und in Berching zeigte sie warum: Ihre Souveränität auf der Bühne ist unglaublich.
Manchmal mit Diplomatie, manchmal mit in viel Durchtriebenheit eingepackten Pointen unterhielt Fitz die Zuschauer von der ersten Minute an. Aber bis die „wahre“ Lisa Fitz auf die Bühne kam, musste das erwartungsvolle Publikum erst mit einigen Protagonisten ihres Bühneprogramms vorlieb nehmen.
Putzfrau teilt mächtig aus
Zunächst kam Putzfrau Hilde Eberl. Ausgestattet mit Kittelschürze und Besen fegte sie über die Bühne. Der Text sprudelt ihr nur so über die Lippen. Das Vokabular ist je nach Situation mal tiefster derber Dialekt, mal spitzer Ton mit heftigen Attacken und dann wieder fein säuselnd, lieblich, dahin schmelzend. Fitz versteht es bestens, sich in die unterschiedlichen Charaktere zu begeben.
Putzfrau Hilde Eberl lässt sie richtig austeilen in unterschiedlichste Richtungem. Da bleibt die Bahn nicht unbetroffen. Steige man am Karfreitag in Bayern in den Zug ein, brauche man bei der Ankunft in Hamburg einen Weihnachtsbaum, stellt die Putzfrau fest, um dann der Politik noch eins mitzugeben. Politiker gingen nicht in die Arbeit, das Volk daher auch nicht zum Wählen.
Auch das brisante Flüchtlingsthema ist kein Tabu für Fitz. Überhaupt ist das Programm sehr zeitnah, kritisch, niveauvoll und lustig. Die Lachmuskeln der Zuschauer wurden von der ersten Minute an arg strapaziert.
Russische Wanzen im Reichstag
Auch nach der Putzfrau ist von der „echten“ Lisa Fitz noch nichts zu sehen. Dafür kommt Feministin Inge von Stein, eine Dame von der Presse auf die Bühne. Spontan stellt sie fest: „Wir verrotten kampflos vor den Bildschirmen und Schulkinder ohne Navi und Handy können nicht mehr existieren“. Mit dem Lied „Ich bin die Frau in Leder“ entließ sie erstmals ihre Gäste in die Pause, die sich angeregt über das unterhaltsame Programm unterhielten. Aber auch nach der Pause explodierten ihre Pointen.
Zuerst als Geheimagentin Olga Geheimnikowa. Dieser Auftritt war gespickt mit Weltpolitik untermalt mit Wodka und treffenden Pointen. „Hätten die russischen Wanzen Leuchtdioden, würde der Reichstag leuchten wie in Las Vegas.“ Dann kam noch die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer auf die Bühne. „Ich wäre eine gute Umweltministerin. Hab zwar keine Ahnung, wohne aber auf dem Land“, sagt die. Mit dem bayerischen Defiliermarsch verlässt sie die Bühne – und dann erscheint endlich die „echte“ Lisa Fitz.
Nicht unerwähnt darf das musikalische Talent der umtriebigen und häufig ausgezeichneten Kabarettistin bleiben. Eine Besonderheit ihres Kabarett-Stils ist, tiefe Weisheiten mitunter in einer volksnahen Sprache zu verstecken, so dass sie von der Form her leicht verdaulich wirken, wenn auch der subversive Inhalt oft im Halse stecken bleibt und nicht so leicht zu schlucken ist. Es war ein Kabarett Abend der besonderen Art.