Hospizverein holt Kabarettistin Lisa Fitz nach Niederalteich
Darf man in einem Hospiz Witze machen? Diese Frage stellte sich Lisa Fitz angesichts ihres Gastspiels in Niederalteich, wo sie auf Einladung des Hospizvereins auftrat. „Ja, darf man“, meinte Vereinsvorsitzender Dr. Ulrich Krüninger, der gemeinsammit weit über hundert Gästen den Lebenslinien von Lisa Fitz lauschte.
Es ist Freitagabend, Punkt 19.30 Uhr. Auf der herbstlich dekorierten Bühne im Festsaal des ehemaligen Klosters beginnt es zu glitzern und zu funkeln. Lisa Fitz betritt in einem schwarzen Outfit mit dezentem Strasssteinbesatz die Bühne. Mit im Gepäck ihre Autobiografie, die tiefe Einblicke in das eigene Bühnendasein, aber auch das Leben in einer Künstlerdynastie geben wird. Jenes beginnt völlig unerwartet am 15. September 1951 in Zürich. „Ich hatte es eilig“, meinte die Autorin etwas schelmisch, als es um ihren Geburtsort ging, und platzte dadurch mitten in die Tournee ihrer Eltern, die sich als Molly und Walter Fitz im gesamten Alpenraum in die Herzen ihrer Fans sangen.
Damit war das Thema Kindheit eigentlich schnell wieder vom Tisch, denn im ersten mitgebrachten Kapitel drehte sich alles um die Sendung des bayerischen Frohsinns. „Hätte ich es nicht schon damals sowas von bescheuert gefunden, könnte ich mich heute glatt in das Genre von Caroline Reiber und Maria Hellwig einreihen!“ Ein grauenhafter Gedanke, wie sie selbst findet. Obwohl das Engagement bei „Die bayerische Hitparade“ traumhafte Einschaltquoten bescherte und viel Aufhebens um ihre Person gemacht wurde, passte das so gar nicht recht in die Welt einer Rebellin. Gerade dieser Rummel um die eigene Person war befremdend und ging mitunter soweit, dass so manchem Zuhörer an diesem Abend Hören und Sehen verging.
Mit viel Humor und dem in dieser Situation angebrachten nötigen Ernst verlieh die Kabarettistin der Sache „Anruf FJS“ nach bekannter Fitz-Manier den nötigen Respekt. Was soll man machen, wenn Ministerpräsidenten bei einem durchläuten und einen zum Essen einladen? Annehmen, selbstverständlich! So zumindest befahl es der Anstand, denn einem Landesvater gibt man schließlich keinen Korb. So ging sie das Abenteuer Nudelessen in der Schwabinger Osteria Romana ein. Wie sich herausstellte, sollte das wortkarge Dinner dem Anschein nach in ein geplantes Tete-a-Tete münden, grob gesagt in einen flotten Vierer. Die Quintessenz bekommen diese Geschichten stets mit den gedanklichen Einspielern, die dem Publikum oft Zugang zu Ungesagtem verschaffen. So durfte an vielen Stellen tief eingetaucht, das Kopfkino angeschaltet und wenn es sein musste, auch musikalisch unterstrichen werden. Fehlen ihr hin und wieder die Worte, was allerdings selten vorkommt, dann greift sie zur Gitarre und holt ihre Eindrücke aus der Vergangenheit unmittelbar in die Gegenwart. So durfte in Niederalteich neben so manchem Jodler des bayerischen Hitparadenwahnsinns auch „Mein Kaugummi“ nicht fehlen.
Tiefer und ernster ging es nach der Pause weiter. Mit dem Kapitel „Das Silberbesteck“ wurden ganz neue Seiten aufgetischt. Die Pflege der Mutter, der Verlust des Elternhauses und die Tatsache, ein komplettes Haus entrümpeln zu müssen, beschäftigte an diesem Abend nicht nur die Schauspielerin. Viele fanden sich in diesen Erfahrungen wieder und fühlten mit ihr. Ein Oberschenkelhalsbruch der Mutter und die fortschreitende Demenz haben das zeitlebens schwierige Verhältnis zur Mutter verändert und letztendlich der „kleinen“ Lisa neuen Raum und inneren Frieden gegeben.
So war es am Ende kaum verwunderlich, dass viele Fitz-Fans das Gespräch bei der Autogrammstunde suchten. Hier gab es dann auch die Möglichkeit, noch tiefer in das Leben von Lisa Fitz einzutauchen, denn mit der zu Papier gebrachten Biografie gab es die Schauspielerin auch zum Mitnehmen.
Quelle: Passauer Neue Presse, Artikel von Petra Killinger