Lisa Fitz hat eine eindeutige Meinung: Kabarettisten müssten sich ihre „freches Maul“ bewahren, weil sie ohne dieses zum „windigen Aal“ würden. Es sei das Wesen und die Aufgabe des Kabaretts, alles zu hinterfragen und nach oben auszuteilen. Das tat sie denn auch kräftig und scharfzüngig am Dienstagabend in der ausverkauften Hachenburger Stadthalle, wo die Bayerin von 300 Zuschauern gefeiert wurde.
Kaum ein Politiker blieb bei diesem Auftritt, der rund drei Stunden dauerte, verschont. Dass sie mit ihren Positionen polarisiert, ist Fitz bewusst, aber egal: „Ein Shitstorm schert mich heute nicht mehr“, sagt sie selbstbewusst. Versuche, ihn mundtot zu machen, habe selbst der große Dieter Hildebrandt bereits zu spüren bekommen. Inzwischen aber werde alles, was kritisch oder skeptisch sei, mindestens als fragwürdig oder umstritten, oft sogar gleich als rechts eingestuft. „Dabei ist es schwieriger, jemanden hinters Licht zu führen, wenn es ihm einmal aufgegangen ist“, so eine von Fitz‘ Weisheiten an diesem Abend. Ausländerfeindlichkeit könne man ihr keineswegs unterstellen, denn: „Ich war mit einem Perser und mit einem Kubaner verheiratet und bin seit 20 Jahren mit einem Wiener liiert“, plauderte sie lachend aus ihren Privatleben. Die Hautfarbe eines Menschen sei ihr vollkommen gleichgültig, „von mir aus kann sie auch blau wie im Film Avatar sein – Hauptsache, die Person ist nett und freundlich“.
Ein Problem hat sie – dem Titel ihres Programms „Avanti Dilettanti“ nach – allerdings mit Menschen jeglicher Herkunft, die mit Unwissenheit und doppelmoralischer Haltung versuchten, auf sich aufmerksam zu machen und andere zu erziehen. Viele Personen litten unter ihrer Unwissenheit, so zum Beispiel die aktuelle Bundesregierung: „Sie leidet, weil sie nicht weiß, warum sie keiner mehr mag.“ Dabei, so Fitz‘ Ansicht, „könnte sich der Mensch durchaus notwendiges Wissen aneignen – also Konjunktiv“.
Dilettant: Liebhaber ohne Ausbildung
Der Begriff Dilettant, so habe sie erfahren, leite sich aus dem Lateinischen ab und bezeichne einen Menschen, der etwas nur aus Spaß an der Freude, aber ohne Ausbildung mache. Das sei in Ordnung, solange derjenige beispielsweise Schmetterlinge sammle. In Regierungsverantwortung kämen solche Leute die Bevölkerung teuer zu stehen – wie man etwa an Robert Habeck erkenne. Der betreibe grüne Politik als Liebhaberei, aber ohne Ahnung, bilanziert Fitz. Inhaltlich schlägt sie mit ihrem Programm, in dem sie auch singt, schauspielt, grantelt und manchmal flucht, einen großen Bogen: Es beginnt bei ihrem niederbayerischen Nachbarn, einem AfD-Wähler, und dessen Frau (die sich wünscht, eine Gottesanbeterin zu sein, um ihren Mann nach dem Paarungsakt fressen zu können), geht weiter mit einem Doppelgänger von Saddam Hussein im Erdloch und endet schließlich bei einem Angela-Merkel-Roboter, den die Chinesen den Deutschen nach einer Reise der ehemaligen Bundeskanzlerin nach Fernost statt des Originals zurückgeschickt hätten.
Beim Gedanken an Politikerinnen wie Baerbock, Faeser, Esken, Lang, Strack-Zimmermann und von der Leyen frage sie sich, warum sie sich Jahrzehnten für die Emanzipation eingesetzt habe. Ohne die Emanzipation würden genannte Damen womöglich nur das Essen zu Hause versauen, meint Fitz, die bekennender Fan von Meister Eder und seinem Pumuckl ist. „Eine Frau kann ein Amt nicht nur deshalb, weil sie eine Frau ist.“
Fitz: Heimatlos im Parteiendschungel
Alte, weiße Männer lebten künftig übrigens in Reservaten, wo sie Autos mit Verbrennermotor fahren und mit Ölheizungen heizen dürften. Und alte, weiße Frauen seien in der Politik. Das entspreche zwar nicht der political correctness, „aber politisch korrekt ist fade“. Korrekt sei es ebenso wenig, wenn die Erde aus Gründen des vermeintlichen Klimaschutzes Unwuchten durch tonnenschwere Betonfundamente für Windräder erhielt, die wertvolle Natur zerstörten. Absurditäten des Alltags und die Erkenntnis, dass man “Mitglied„ nicht gendern könne, wurden ebenso bissig thematisiert.
Sie selbst, so Fitz weiter, sei vor langer Zeit Mitglied der SPD gewesen. Grün sei damals noch grün und nicht olivgrün gewesen, setzte sie zur nächsten Attacke auf ihre kabarettistischen Lieblingsgegner an. Heute sei sie heimatlos im Parteiendschungel geworden, klagt sie. Und ob sich mit der AfD in der Regierung etwas ändere, sei fraglich, denn wenn Politiker erst einmal auf dem Chefsessel Platz genommen hätten und an den Hebeln der Macht säßen… Die 73-Jährige plädiert daher dafür, 500 Abgeordnete zu entlassen und stattdessen eine KI im Bundestag einzusetzen. „Die Politiker brauchen keinen Spott, sondern professionelle Hilfe“, so ihr nur scheinbar versöhnliches Fazit.
Mit herzlichem Dank an die Westerwälder Zeitung, Oktober 2024 – Artikel von Nadja Hoffmann-Heidrich