Die Kabarettistin pfeift auf politische Korrektness.
Neumarkt. Die Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin Lisa Fitz spricht offenbar nicht wenigen Menschen aus der Seele. Auf jeden Fall aber denen, die am Freitagabend ins Johanneszentrum gekommen waren, um sich Fitz‘ Jubiläumsprogramm „Dauerbrenner“ anzuhören. Künstlerin und Publikum befanden sich von der ersten Sekunde an auf der selben Wellenlänge. Heinz Kühnlein vom veranstaltenden Kulturverein K3 sagte bei seiner Begrüßung, Fitz sei ein Opfer von Corona geworden, mehrere Termine mussten verlegt werden. Fitz bedankte sich im Gegenzug für den Mut der Veranstalter, Kultur wieder hochzuhalten. Ihre Zuhörer ließ sie wissen, dass sie zwar seit 40 Jahren Kabarettistin sei, aber nichts davon hören wolle, dass sie ein Urgestein sei oder die Grand Dame des Kabaretts. Sie selber sehe sich als den weißblauen Hai.
„Ich bleibe solange, bis ich bröckle“, kündigte sie an. Davon scheint sie aber aktuell noch weit entfernt. Ebenso wie von Political Correctness, die sie mit spitzer Zunge bei jeder Gelegenheit kritisiert. Auch wenn ihre Äußerungen bitterböse sind, sie verlässt nicht den Spielraum, den ihr Satire lässt. „Ein Kabarettist muss sein freches Maul behalten dürfen, sonst ist er ein Aal. Auf jeden Shit-Storm folgt ein Fitz-Storm“, gab sie sich entschlossen, ihrer Linie treuzubleiben. Sie sei die Pionierin gewesen. In einer Zeit als man die Frau als „Tanzsportgerät“ bezeichnet habe, habe sie schon gesagt, was sie gedacht hat. Im ersten Teil ihres Programms ging sie zurück in die 1960er und 1970er Jahre und verglich dabei immer wieder damals mit heute. Damals habe man gesungen: „Drei kleine Italiener, die wollten nach Napoli“. Heute könnte man auf keinen Fall singen: „Drei kleine Nigerianer am Bahnhof von
Hildesheim“. Das würde als kulturelle Aneignung „von weißen rassistischen Umweltsäuen“ angeprangert.
Oder Franz Josef Strauß. Der habe Journalisten als Schmeißfliegen und Ratten bezeichnet. So was sei heute unmöglich sagte sie, ließ aber offen, ob ihr das gefällt oder nicht. Strauß habe stockbesoffen bessere Interviews gegeben als Karl Lauterbach stocknüchtern. Den aktuellen Zeitgeist betitelte sie mit den drei Bs: blutleer, betroffen, beleidigt. Die Zukunft sei hingegen geprägt von weiterer Digitalisierung, in der es unter anderem sprechende Sexpuppen gebe. Sie bekannte sich zu Tradition und Heimat, sehe sich aber keinesfalls in der Nähe von völkischem Denken. Mit dem hymnischen Lied „Deutschland, quo vadis“ verabschiedete sie sich von ihrem begeisterten Publikum.
Mit freundlicher Genehmigung der Mittelbayerischen (Neumarkter Tagblatt)
Artikel von Dagmar Fuhrmann