Ein philosophierendes Pfundsweib
Lisa Fitz ist ein eigensinniges Frauenzimmer. Am 27. Juni gastiert sie in Regensburg. Vorab gab sie der MZ ein Interview.
Von Michael Schreiner, MZ
Regensburg. Mit Programmen wie „Heil“, „Ladyboss“ oder „Heilige Hur“ hat Lisa Fitz an Deutschlands Geschichte des Kabaretts mitgeschrieben. Sie hat am Rad der Emanzipationsbewegung gedreht, mehrere Satirebücher und ihre Biografie veröffentlicht. Sie pustete Sohn Nepomuk „Nepo“ Fitz kräftig unter die Flügel und stand mit ihm gemeinsam auf der Bühne. Vom anrüchigen „Schulmädchen-Report“ über Krimis bis zu Herbert Achternbuschs „Neger Erwin“, sowie als Hauptdarstellerin der Serie „Die Gerichtsmedizinerin“, machte sie auch eine bemerkenswerte Schauspielkarriere.
Lisa Fitz ist, bayerisch gesprochen, ein Pfundsweib. Ein eigensinniges Frauenzimmer, das in ihrer 40-jährigen Entwicklung Schmähkritik ebenso einstecken musste, wie sie Auszeichnungen einfahren konnte. 2015 wird ihr der Bayerischen Kabarettpreis als Ehrenpreis verliehen. Am 27. Juni kommt sie mit ihrem neuem Programm „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ nach Regensburg. Im Vorfeld gab sie MZ-Autor Michael Schreiner exklusiv ein Interview.
In Internetportalen zum deutschen Kabarett kommen Sie nicht vor! Dort tauchen überhaupt kaum weibliche Comedians und Kabarettistinnen auf?
Mich kennt aber jeder. Wieso das bei den Portalen so ist, weiß ich nicht. Vielleicht muss ich dort einfach mal anklopfen. Bei Rankings werde ich unter den zehn besten Kabarettistinnen geführt. Heute wachsen ja Comedians nach wie Pilze. Dabei ist das Interesse an politischem Kabarett durchaus sehr groß.
Wie haben sich Themen gegenüber ihren Anfangsjahren verändert?
Anfangs waren meine Themen sehr stark frauenbezogen. Damals war es aber auch nötig, dass die Glocken lauter geläutet wurden. Dann war Religion ein Thema: Als ich mit „Kruzifix“ auf den Einfluss der Kirche hingewiesen habe, gab es eine riesige Aufregung. In „Heil“ habe ich die Suche der Menschen nach ihrem Seelenheil aufs Korn genommen. Jetzt bin ich wieder ziemlich politisch geworden. Und ich hatte Lust, Figuren zu schaffen. Die Putzfrau Eberl zum Beispiel schwadroniert im neuen Programm über ihre Sicht der Dinge. Die Journalistin, ein rothaariges Luder, lässt sich über Presse, Medien und den Spion in der Jackentasche aus. An der Agentin Olga können sich die Geister scheiden…
Welche Themen liegen Ihnen nach wie vor am Herzen?
Als Kabarettist will man sich auch frisch halten und selbst erneuern. So alle fünf Jahre frage ich mich deshalb, ist das noch aktuell, was ich da mache. Zur Weltpolitik, zu Südeuropa gäbe es genug zu sagen. Das machen auch viele. Man kann aber ungefähr wissen, wann es abgenutzt ist.
Heute pochen Muslima auf ihr Kopftuch. Auf der anderen Seite ziehen Mitglieder von Femen gegen Männerdominanz und politische Unterdrückung blank. Wie gehen sie mit so auseinander strebenden Haltungen um?
Ich war nie eine Feministin. Emanzipativ ja! Emanzipation heißt ja ursprünglich, sich aus Abhängigkeiten zu befreien. Heute bin ich vermutlich die einzige Kabarettistin, die den ganzen Koran gelesen hat. Danach würde ich nicht mehr uneingeschränkt sagen, dass der Islam zu Deutschland gehört. Die Moslems ja, aber der Koran nicht. Sie sollten ihn selbst kritischer lesen und sich von den Teilen distanzieren, die wie eine Gebetsmühle Gewalt gegen Ungläubige propagieren. Das haben wir beim Alten Testament auch gemacht. Islamisten benutzen die Technologie von übermorgen und haben die Moral von vorgestern im Programm. Ich finde es wichtig, die Mitte zu finden zwischen Religion und Toleranz.
mehr dazu: Vollständiges Interview