Kabarett im Komödienhaus: Lisa Fitz mit „Dauerbrenner – das große Jubiläumsprogramm“
HEILBRONN „Tina Turner ist tot“ war gestern die Top-News. Die Musikwelt und Fans auf der ganzen Welt trauern um Tina Turner, die im Alter von 83 Jahren in der Schweiz starb. Pop-Stars werden zitiert und kommentieren den Verlust der Ikone; für Mick Jagger war sie „Eine wundervolle Freundin“, Elton John schrieb in Instagram, die Welt habe „eine der aufregendsten Performerinnen verloren“ und der Kanadier Brian Adams erkennt in ihr „eine Inspiration für Millionen von Menschen“. Dazu gehört auch Lisa Fitz. Sie räumt der Rock-Legende einen Ehrenplatz in ihrem biografischen Kosmos ein.
Ohne Tabus „Woher ich komme“, lautet das Motto des ersten Teils ihres Kabarettabends „Dauerbrenner – das große Jubiläumsprogramm“ im Komödienhaus. Nach der Pause ist das Leitmotiv „Wohin wir – Deutschland, die Menschheit – gehen“. In der Pause hatte jemand die Meldung vom Tod der Turner auf dem Smartphone entdeckt. Die Fitz der die Nachricht offensichtlich noch nicht zu Ohren gekommen war, hatte erklärt, die Turner habe ihr „ein schönes Stück Emanzipationsgeschichte vorgelebt“, unter anderem, weil sie den Altersbann, der Frauen ab Mitte 40 betrifft, gebrochen habe: „Ich singe, ich tanze, wen kümmert’s, wie alt ich bin?“, so die Turner. Sie hat mit 69 Jahren (2006) ihre Abschiedstournee gegeben. Die Fitz ist noch zu fit, wirbelt mit 71 Jahren – mal mit, mal ohne Gitarre – über die Bühne. Und macht vor keinem Tabu halt.
Weiß-blauer Hai Wer als Kabarettist nicht sein Maul aufmacht, ist ein glatter, schleimiger Aal. Sie ärgere sich über Bezeichnungen wie Urgestein und Urtier des weiblichen Kabaretts. Wenn ein Vergleich, dann lieber weiß-blauer Hai. Tatsächlich sind die Anfänge ihrer Karriere im weiß-blauen TV zu finden. Sie moderierte die „Bayrische Hitparade“ – eine kleine Kostprobe illustriert das Genre, Applaus für einen saftigen Jodler – und durfte in jeder Sendung mit eigenem Lied auftreten: „Die Leit san g’scheit, die wissen wie’s geht, nur ih ben bled!“, leider verstand niemand die Selbstironie, so habe Realsatire ihr den Weg ins Kabarett gewiesen. De facto sei sie die erste Frau gewesen, die von Anfang an eigene Texte schrieb und nicht von Männern formulierte Texte zu Frauenthemen vortrug. Gegenwind sei sie gewohnt. Als sich die Bild über ihren ersten Ehemann mokierte, schrieb sie „Mein Mann ist Perser, ein ganz perverser“. Mit Philosophen wie Sokrates, Melanchton und Adorno argumentiert sie wider den Zeitgeist von KI (Die Mutter der Dummen ist immer schwanger) und Cancel-Culture (blutleer, betroffen und beleidigt).
Fitz-Sturm Jeden Shit-Storm beantworte sie mit einem Fitz-Sturm: „Ich brauche dringend neue Verschwörungstheorien! Die alten sind alle Wirklichkeit geworden!“, sagt’s und zitiert Goethe: „Es war die Angst zu allen Zeiten, Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten“.
Mit freundlicher Genehmigung der Heilbronner Stimme
Artikel von Leonore Welzin