Perlinger, Fitz und Aumeier präsentierten sich als Spitzenfrauen mit Wahnwitz.
ROTH – „Das war der Gipfel.“ Was sonst eher zynisch daherkommt für ein Ereignis, das an Frechheit oder Qualitätsmangel kaum zu überbieten ist, das eignet sich bestens für die wahrhaftige Charakterisierung dessen, was am vergangenen Freitag in der Kulturfabrik über die Bühne gegangen ist. Denn in Roth haben sich drei echte bayrische Koryphäen zum weiblichen Kabarett-Gipfel getroffen.
Sissi Perlinger, Lisa Fitz und Lizzy Aumeier vereinigten sich zu „Weiberpower pur“. Der Titel versprach nicht zu viel: Der Reihe nach präsentierte sich jede einzelne der drei Spitzenfrauen jeweils als echte Rampensau mit Tiefgang. Kabarett, Comedy und Musik: Das Trio hatte Wahnwitz und Hintersinn ebenso im Gepäck wie Biss und Provokation.
„Lange Nacht der Darmspiegelung“
Dabei konnte jede der drei auf ganz persönliche Art ihre jeweiligen Stärken ausspielen. Lisa Fitz schrieb den Politikern deftige Kritik ins Stammbuch. Lizzy Aumeier nahm den Sex-Appeal der reifen Frau ins Visier. Sissi Perlinger griff das auf und sah „im Alter den Höhepunkt des Lebens“. Schließlich sei man so alt wie man sich mache, und dabei gelte: „Lügen, lügen, lügen.“ Äußerst farbige Verkleidungen gaben Perlingers Darbietung den besonderen Schliff. Marlene Schicklmeier ist die „neue Alte“. Gundula Gicklreitel präsentiert sich als Wegbereiterin der modernen Altenhilfe. Vom frisierten Treppenlift über das „Hotel Inkontinental“ bis zur langen Nacht der Darmspiegelung.
Lizzy Aumeier steht nie auf der Bühne, ohne ihr außerordentliches Können auf dem Kontrabass zu zeigen. Mit der Geigerin Svetlana Klimova, ehemalige Konzertmeisterin der Moskauer Symphoniker, bildet sie ein Streicherduo der Extraklasse und entlockt dem fast altertümlich wirkenden Instrument Töne, die in Verzückung versetzen. Gepaart mit ihrem Minenspiel bleibt dabei kein Auge trocken. Als sie den Mikro-Ständer zum Hexenbesen macht, ist das Publikum endgültig völlig hingerissen. Sissi Perlinger setzt ebenfalls auf ihre Profession. Die ausgebildete Tänzerin lässt ihre Bewegungsmacht spielen und stellt den Körper ganz in den Dienst ihrer Botschaft: „Hebt die Hände“, ruft sie in Richtung Publikum, „und schüttelt den Jugendwahn ab.“
Dreizack der Kabarettszene
Lisa Fitz nimmt die mangelnde Moral der Politiker aufs Korn, sieht die soziale Kontrolle auf dem Dorf als ziemlich engmaschig an und erstellt eine Liste seltsamer Phobien. Die Angst vor anderen Meinungen, die Angst vor griechischen Wörtern, die Angst vor dem Fremden. Alles nichts gegen die „Angst vor Gedanken überhaupt“. Damit in engem Zusammenhang sieht Fitz ihre Angewohnheit, nur bei Licht zu schlafen. „Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit,“ erklärt sie, „die Dunkelheit hat Angst vor mir.“ Damit wäre dann auch die letzte bedeutende Frage des Abends beantwortet. Sind Perlinger, Fitz und Aumeier die Speerspitze der weiblichen Kabarettszene Bayerns? Niemals. Sie sind eindeutig ihr Dreizack.
Quelle: Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung, Region Roth, vom 26.10.2018, Artikel von Robert Schmitt