Mit ihrem Jubiläumsprogramm Dauerbrenner gastiert die bayerische Kabarettistin in der Egerhalle. Das Publikum ist ausnahmslos begeistert.
Bopfingen-Aufhausen
„Dui hot a Gosch wie a Schwert,“ beschrieb ein Besucher den Auftritt von Lisa Fitz in der Egerhalle Aufhausen. Im Rahmen der Rieser Kulturtage präsentierte der „weiß-blaue Hai“, wie sie sich selbst nannte, gesund und munter ihr 16. Soloprogramm. 300 Zuhörer waren gekommen, um die, teilweise kritisierte, Kabarettistin zu erleben.
Und Fitz bietet, was sie verspricht. Mit Trommelwirbel und „Welcome“ aus dem Musical Cabaret ist der Beginn. Fitz spielt in der ersten Hälfte alle Facetten, vom Rap für Silberköpfe, bis „A hard days night“. Sie erzählt aus den 60ern, was dort so los war, als sie gerade pubertierend bereits schon kritisch in die Welt blickte. Es ist wie der Billy Joel Song „We didn’t start the fire“, Fitz zählt alles auf, was die Welt und Deutschland in dieser Zeit bewegte.
Wer auf einer Kabarett-Bühne steht, kommt nicht drumerhum sich seelisch zu entkleiden. Das macht auch Lisa Fitz. Mit einem Monsun an Humor, aber auch mit Selbstkritik. Wie sie 1972 die Bayerische Hitparade übernahm. „Da kannst Du später nur Kabarett machen.“ Dabei setzt sie einen ersten Höhepunkt mit ihrem Song von damals, „I bin bled“. Auch die Heirat mit Ali Khan 1980 wird aufgearbeitet. Der Song „Mein Mann ist Perser“ darf natürlich nicht fehlen. Überhaupt wird Lisa Fitz auf der Bühne der Egerhalle im Bopfinger Teilort Aufhausen, an manchen Stellen wie eine bayerische Tina Turner. Mit ihren 70 Jahren stöckelt sie über die Bühne, greift zur Gitarre, dann wieder ohne.
Eine brutale Abrechnung
Auch die Gitarre ist ein Hingucker. Sie ist mit einem Florentiner Bild geschmückt und als Einzelstück vom Master Builder der Firma Gibson entworfen worden. Seit zwölf Jahren ist sie bei den Programmen dabei.
Kurz wird Lisa Fitz in ihrer gewohnten harten Art politisch, „Franz Josef Strauß hat besoffen intelligentere Interviews gegeben als heute Karl Lauterbach nüchtern.“ Dann ist nach eineinviertel Stunden Pause.
Wo andere bereits aufhören, fängt Lisa Fitz erst an. Der zweite Teil wird dann eine Lisa Fitz, die grantelt, sich ärgert oder einfach ihren Gedanken freien Lauf lässt. Es wird abgerechnet mit Politik und Gesellschaft. Sehr direkt, teilweise brutal. Dagegen ist das Derblecken auf dem Nockherberg ein Kindertheater. Sie wandelt sich zu einem weiblichen Hans Söllner, obwohl sie vorher da war.
Fitz lästert über Corona, das Verhältnis Mann-Frau, Roboterisierung, betont dabei aber „Kritik und lieben ist kein Widerspruch.“
Still wird es in der Halle als sie ihr Lied „Deutschland, Quo vadis“ anstimmt. Fast nachdenklich sitzt das Publikum in der Halle und lauscht gebannt. Um dann zum Schluss des Programms in eine Stimmung zu verfallen, als würde Tina Turner in der Münchner Olympiahalle spielen.
„Es ist schwierig, jemand hinters Licht zu führen, wenn es ihm aufgegangen ist“. Mit diesem Satz verabschiedet sich Lisa Fitz von ihrem Publikum in der Egerhalle. Ein Abend, der trotz einiger technischen Probleme, die erfolgreich vom CRA-Team gelöst wurden, im Gedächtnis bleibt. Eines ist auch klar: Bei den heutigen Geschehnissen in der Welt, müssen wir dankbar sein, dass wir solche Kabarettisten haben dürfen.
Quelle: Schwäbische Post vom 20.05.2022, Artikel von Michael Scheidle