Die Kabarettistin präsentiert sich im Farny-Hotel in Dürren in verschiedenen Rollen
In lila-gemusterter Kittelschürze, in der Hand einen Besen – so betritt Lisa Fitz die Bühne. Die Lockenperücke macht es im ersten Augenblick schwer, sie als die Frau zu identifizieren, die man aus den Medien kennt. Doch sobald sie loslegt, recht ungeniert über Sigmar Gabriel, „der alten Sozi-Tonne“, und der Bundeskanzlerin, die den Beinamen „Beschwichtigungsleuchte im ferngesteuerten Hosenanzug“ bekommt, lästert, da erkennt man sie schnell wieder.
„Bettnässer und Warmduscher“
Denn so wollen die Zuschauer das kabarettistische Multitalent mit bayrischem Mundwerk: temperamentvoll und schlagfertig, schauspielerisch wandlungsfähig, kein Blatt vor den Mund nehmend, in ihren blitzgescheiten Äußerungen bis an den Rand der Schmerzgrenze gehend. Dass sie bei heiklen Themen durchaus den Pfad des guten Geschmacks zu verlassen droht, verzeiht man ihr trotz heftigen Schluckens. Wie beim „Entführungsfall Natascha Kampusch“, als Fitz über die Vorteile eines implantierten Ortungschips sinniert.
Als Putzfrau Hilde Eberl vertritt Lisa Fitz Volkes Stimme. Sie nimmt die Männer ins Visier und nennt die heutige Jugend „Bettnässer und Warmduscher“, denen schon nach dem Konsum einer Tasse Kaba schwindelig wird. Die 64-Jährige scheut sich auch nicht, lieb gewordene und gern genommene Klischees zu bedienen. Das reicht dann vom Holländer mit dem Wohnwagen über verspätete Züge bis hin zum Politiker, der lügt und nichts arbeitet.
Dann taucht die Journalistin Inge von Stein auf, die Fitz mit roter Perücke, schwarzer Lederjacke und engen Hosen mimt. Die knallharte Presse-Lady ereifert sich über das Leben unter digitaler Dauerüberwachung und stellt fest: „Der große Bruder weiß alles, hört alles ab – das Smartphone wird zur Premium-Wanze.“ Und sie warnt davor: „Der Spion sitzt bei dir in der Jackentasche, liegt zum Akkuladen auf dem Nachttisch.“
Starken Tobak bietet die Powerfrau des Kabaretts auch als russische Geheimagentin Olga. Wodka und Kalinka sind ihre Stichworte. Knallhart erklärt sie die globalpolitischen Verwicklungen, die geostrategisch gesteuerten Konflikte, den Kampf ums Erdöl, die Reizfigur Putin. Die Amerikaner kommen dabei nicht gut weg. „Die USA zieht Europa wie einen Bären am Nasenring durch die Manege“, sagt Olga. Um dann hinsichtlich des Späh-Skandals zu giften: „Hauptsache die Amerikaner sind die Guten, die Russen die Bösen, die Moslems die Terroristen und der blöde Bürger bleibt blöd!“
Als letzte Figur in dieser illustren Frauenparade erscheint die niederbayerische CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer, deren Motto lautet: „Besser eine Doppelmoral als gar keine Moral.“ Lisa Fitz macht daraus eine köstliche Parodie. „Wir Bayern haben das Regieren im Griff“, ist die muntere Dame überzeugt und gesteht: „Sogar der Dackel kläfft für die Partei.“
Noch nicht alles verloren
Zum Schluss kommt die „echte“ Lisa Fitz auf die Bühne. In Jeans und weißer Jacke erinnert sie sich an jene revolutionäre Zeit zurück, in der man Hass auf die Polizisten und Sehnsucht nach Che Guevara und seinen wundervollen schwarzen Augen hatte. Fidel Castro in jungen Jahren wäre auch eine Möglichkeit gewesen, sagt Fitz. Aber dann nur, wenn der Kubaner ihren Namen angenommen hätte.
Ja, und dann greift die Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin nach „Frau in Leder“ oder „Schwarze Augen“ noch einmal zur Gitarre und singt ein Lied, das sie vor Jahren zusammen mit Konstantin Wecker komponiert hat. „Nacht wird’s“ handelt von der Vergeblichkeit des menschlichen Tuns und den täglich verpassten Chancen, etwas zu verändern. „Ich wollte so viel – doch der Tag hat mich schon wieder überrollt“, singt Lisa Fitz. Es wird ganz still im Saal. Man spürt, dass die Künstlerin noch immer daran glaubt, dass nicht alles verloren ist.