Ausgezeichnet werden Journalisten aus Presse, Rundfunk und TV, die sich in ihrem öffentlichen Wirken um die Sache des Mittelstandes besonders verdient gemacht haben, z. B. durch besonders fundierte Berichterstattung über die Bedeutung mittelständischer Betriebe, die Bedeutung des Mittelstandes als Stütze und Herz der Gesellschaft oder die Schwierigkeiten und Nöte mancher Betriebe in einer globalisierten und von Großvertriebsformen beherrschten Wirtschaftsordnung.
2012: Lisa Fitz, Autorin und Kabarettistin
Preisträger des Medienpreises des deutschen Mittelstandes 2012
LAUDATIO LISA FITZ zum Medienpreis 2012 des deutschen Mittelstandes vom Verlag „marktintern“
Es ist Herbst – die Blätter verfärben sich und mit ihnen schweben auch diverse Preise hernieder: Friedensnobelpreise, die eher Kriegs- oder Rüstungsexportpreise sind, Wirtschaftsnobelpreise, die mehr mit der Plan-Wirtschaft zu tun haben und Kommunikationspreise, die für Verschleierung vergeben werden. So wurde der Luxemburger Regierungschef Jean-Claude Juncker von der PR-Branche als „Kommunikator des Jahres 2012″ geehrt. Von ihm stammt das Zitat: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“ Und die Lage scheint verdammt ernst zu sein! Denn es wird ungeniert gelogen.
Vor diesem Hintergrund einer Schein-Moral hebt sich die heutige Preisverleihung deutlich ab!
Für den Medienpreis 2012 konnten Sie keine würdigere Preisträgerin finden als Lisa Fitz – die bis heute auf über 3.000 Solo-Abende zurückblicken kann. Sie ist eine Künstlerin, die mutig Missstände auf den verschiedenen Ebenen unserer Gesellschaft aufzeigt und sich nicht scheut, ihre Scheinwerfer auf die Schattensysteme elitärer Machtzirkel zu richten und deren Neusprech zu entlarven.
Lisa Fitz stellt sich den eigenen Ängsten und lebt getreu nach dem Motto:
„Wo die Angst sitzt, geht’s lang oder auch neudeutsch: FACE THE FEAR“.
Sie ist der Gegenpol zu den modischen Denkern, die nicht selbst zu denken und zu fühlen wagen.
Unerschrocken deckt sie die Widersprüche in den Panikkampagnen ideologischer Angstmacher auf. Erinnert sei hier nur an das Waldsterben, den Klimawandel und die Pandemien. Sie öffnet den Mitbürgern die Augen, ermuntert sie, sich von geschürten Ängsten nicht bange machen zu lassen und lädt sie ein, ihr auf dem langen Weg zum Ungehorsam zu folgen.
Bezeichnenderweise heißt ihr 13. Kabarettprogramm „MUT“. Den hat sie wiederholt bewiesen. Als Gast bei Sandra Maischberger zum Thema „Krise regiert, Politik dilettiert“ zog sich Frau Fitz
den Zorn von Arnulf Baring zu, als sie den Einfluss der elitären Machtzirkel auf die Politik hervorhob.
Nach Karl Marx haben – ich zitiere – „die Philosophen die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern“. Wie banal – die Welt verändert sich ohnehin ständig. Es kommt doch darauf an zu fragen, wer die Welt in welcher Absicht verändern will. – Das tut Lisa Fitz!
Auf dem „Aschermittwoch der Kabarettisten 2010“ sprach Frau Fitz in einer für mich überraschen-den Klarheit die geopolitischen Zusammenhänge in Zentralasien an. Auch wenn das Thema wenig zum Lachen geeignet ist, muss es eine Kabarettistin heiter über die Rampe bringen.
Mit dem Hinweis, dass wir mit dem Begriff „Afghane“ eher einen Hund, einen Teppich oder einen Joint assoziieren, packte Lisa Fitz das Publikum, um dann meisterlich den Kern der Afghanistan-Politik herauszuschälen. Mit gekonnter Ironie und Witz transportierte sie einen äußerst komplexen Sachverhalt an ein Publikum, das heute vor allem Zerstreuung erwartet.
Aber was für eine Arbeit steckt in dieser Transformation.
Zunächst muss die Kabarettistin den schwierigen Stoff durchdringen und eine Sachstrukturanalyse erstellen. Dann muss vereinfacht und nach Wegen gesucht werden, diese unerfreulichen und belastenden Tatsachen kabarettreif auf die Bühne zu bringen. Dazu vielleicht auch noch das passende musikalische Konzentrat in Liedform. Eine ungeheure Verdichtungsleistung!
Und wenn das Publikum ihr dann nicht folgen will, sich nur ungern mitnehmen lässt, ist so ein Auftritt mitunter auch eine seelische Schwerstarbeit.
Deshalb freue ich mich, dass Sie unserer unermüdlichen Gegen-den-Strom-Schwimmerin mit Ihrem Preis den Rücken stärken und sie weiterhin die Kraft findet, die von den großen Medien häufig vertuschten Zusammenhänge ihrem Publikum auf unterhaltsame Weise aufzuzeigen.
Und bedenken sie:
Diese Zusammenhänge betreffen letztlich auch den deutschen Mittelstand. Denn die Geo-Strategie wird von unheilvollen siamesischen Zwillingen begleitet. Sie heißen Boykott und Sanktionen und sind meist die Vorboten von Cruise Missiles und Drohnen. Sie treffen dort fast ausschließlich eine breite Bevölkerung und hier indirekt den Mittelstand. Über hundert Jahre gewachsene Geschäftsbe-ziehungen werden nachhaltig gestört.
Aber uns wird erzählt, das alles sei aus humanitären Gründen notwendig.
Lisa Fitz will als Kabarettistin nicht nur unterhalten. Sie möchte Einsicht und vielleicht sogar ein Aha-Erlebnis erzeugen. Deshalb zieht sie der platten Pointe die Satire, die ironisch zugespitzte Metapher vor. Sie folgt nicht den Trends, sucht nicht den billigen Beifall mit simplen Schenkelklopfer-Gags wie häufig in ihrer Branche üblich. Sie nimmt in Kauf, dass sie dadurch ihr Publikum manchmal irritiert und überfordert. Ihr Mut beruht auf der Einsicht in die Notwendigkeit von Aufklärung; er ist somit nach Kant eine Tugend.
Es gehört Mut dazu, gängige Wahrheiten als Lügen zu entlarven;
die Menschen lassen sich nicht gern in den Vorstellungen von der Wirklichkeit, an die sie sich gewöhnt haben, verunsichern. Und die, die sich in ihren handfesten Interessen von der Wahrheit bedroht sehen, hat man dann erst recht gegen sich. Das muß man aushalten lernen, wenn man unbequeme Fragen stellt, und auch zum Aushalten gehört Mut.
„In der Öffentlichen Meinung ist alles Falsche und Wahre; aber das Wahre in ihr zu finden, ist die Sache des großen Mannes“, sagte Hegel. Und ich füge hinzu: Es ist auch die Sache unserer Mut-Predigerin! Ihr langer Weg zum Ungehorsam verdient unseren Beifall!
Wolfgang Effenberger Düsseldorf, 6. November 2012