Lisa Fitz
„MUT – vom Hasen zum Löwen“
Lisa Fitz ist Kabarettistin, Schauspielerin, Sängerin, Autorin und Komödiantin. Auch in ihrem 13. Kabarettprogramm “Mut” wird sie zu aktuellen und brisanten Themen kein Blatt vor den Mund nehmen.
MM: Liebe Lisa, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Du hattest gerade die Premiere zu deinem neuen Programm „Mut“. Erzähl uns von deinem neuen Projekt.
LISA FITZ: Das Programm heißt „MUT – vom Hasen zum Löwen“. Es geht darum, dass man sich den eigenen Ängsten stellen soll oder will, also quasi David gegen Goliath in der eigenen Seele sein muss, aber auch nach außen stark auftritt, gegen Missstände, dass man den Mut findet, den Mund aufzumachen und nicht ständig einknickt. Woody Allen sagt: „Das einzige Hindernis zwischen mir und meinem Ziel – bin ich selbst.“ Ein wunderbarer Satz. Das heißt also: Wo die Angst sitzt, geht’s lang oder auch: FACE THE FEAR.
MM: Wie ist die Idee zu deinem Programm entstanden?
LISA FITZ: Mir fiel auf, dass die Bürger das Vertrauen in die Politik verloren haben, weil diese zunehmend von Lobbyisten, von der Wirtschaft beherrscht und gesteuert wird. Das Gespenst der Massenresignation geht um. Das ist ziemlich fatal. Denn wenn wir aufgeben, macht man mit uns, was man will, dann können wir einpacken.
MM: Gab es einen ganz speziellen Anlass, der dich getrieben hat, dieses Thema aufzugreifen?
LISA FITZ: Ich habe immer mehrere Themen auf Lager und das Schwierigste ist dann, mich endgültig für eins zu entscheiden. Man kann auch einen Mix aus aktuellen Themen machen, aber dann besteht die Gefahr, dass man jedes Thema kurz streift, paar kritische Gags macht, die Leute werden auf satirischem Niveau gut unterhalten, aber das war’s auch schon. Es bleibt weniger hängen, auch wenn’s umfassender ist. Teilt man einen Kuchen in mehrere Stücke, werden sie kleiner. Deshalb dieses Mal wieder monothematisch: MUT.
MM: Was war das Mutigste, was du je gemacht hast – als private Lisa?
LISA FITZ: Die Dressurnummer mit sieben Königstigern im Zirkusrondell für „Stars in der Manege“. Also, die 1. Probe in Kiel mit dem Dompteur im Käfig, wie da die sieben Typen brüllend einmarschierten, das war schon ein sehr existenzielles Angstgefühl … das man aber nicht haben durfte, weil die Viecher das ja spüren … Dann der erste Tandem-Fallschirmsprung aus 4.000m Höhe. Und die Jungfernfahrt mit meiner ersten Harley, (beschrieben in meiner Biographie „Der lange Weg zum Ungehorsam“, Heyne) Da ging mir echt die Düse …
MM: Du bist eine sehr ehrliche politische Kabarettistin und nimmst nur selten ein Blatt vor den Mund. Wärst du gerne noch mutiger?
LISA FITZ: Oh ja, privat bin ich oft zu höflich, z. B. wenn sich andere schlecht benehmen. Aber andererseits ist das auch nervenschonend. Und meine Nerven brauch ich für die Tour und die Bühne.
MM: Gibt es bei deiner Arbeit Tabuthemen bzw. wie weit gehst du?
LISA FITZ: Ich greife selten jemand persönlich an, keine Schläge unter der Gürtellinie, auch nicht bei Politikern, ich kenne deren Arbeitsweise und Probleme ja gar nicht. Nur an Merkel habe ich verbale Ohrfeigen verteilt für ihren Panzerdeal mit den Saudis. 270 Leos für fünf Milliarden an die Saudis! Erstmals hat Deutschland schweres Kriegsgerät an ein arabisches Land geliefert, das im Demokratie-Index auf Platz 160 steht, drei Plätze vor Nordkorea, dem Schlusslicht …
MM: Du bist nicht nur Kabarettistin, sondern auch Autorin, Sängerin und Schauspielerin. Du bist in so vielen Bereichen beruflich aktiv. Wofür schlägt dein Herz?
LISA FITZ: Für die Aufklärung – d. h. unser aller Birne wachzuhalten. Und für meine Musik, die Lieder zur Gitarre – es ist schwer, mich da zu entscheiden. Deswegen gibt es im Programm auch immer einen großen Musikanteil. Rockshows mit Band sind auch was Feines, hab ich auch oft gemacht … aber leider sehr kostenintensiv.
MM: Gibt es auch mal Momente, in denen du ausgebrannt bist? Was motiviert dich immer wieder auf’s Neue?
LISA FITZ: Die langen Autofahrten gehen an die Substanz, auch mit Fahrer – weil der Verkehr auf den Straßen immer irrer wird; die Staus mehren sich – und die Idioten, die auf der Autobahn ohne Blinker links ausscheren. Auf jeder Fahrt hat man
mindestens zwei lebensgefährliche Situationen. Das nervt. Motivation bleibt eine Art innere Mission, der ich mich verbunden fühle, eine Loyalität zur Kunst, die ist wohl in meinen Genen verankert.
Ich muss einfach …
MM: Was würdest du gerne noch erreichen? Gibt es irgendwelche unerfüllten Wünsche?
LISA FITZ: Ich möchte Theaterstücke schreiben, das hat aber noch Zeit. Und ich biete in absehbarer Zeit Workshops an für Interessenten, die Kabarettist oder Comedian werden wollen und nicht wissen, wie sie das anfangen sollen. Das Projekt heißt „Erste Münchner Kabarettschule“.
MM: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
LISA FITZ: Schreiben, auftreten, touren, Workshops. Und ich hätte so gerne irgendwo einen Zweitwohnsitz in einem warmen Land mit ganzjährigen 30 Grad unter Palmen, aber irgendwie komm’ ich nicht dazu. Es scheitert immer schon bei der Entscheidung für irgendein Land, von den Kosten mal ganz abgesehen. Also flieg’ ich in Urlaub und wurstle dann hier wieder weiter.
Vielleicht ist mir die Kunst ja doch wichtiger als der Zweitwohnsitz und ich weiß es nur noch nicht. Mit Träumen ist es ja oft wie mit Werbeversprechen: Unerfüllt bleiben sie am schönsten …
MM: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg auf all deinen Wegen.
LISA FITZ: Das Gleiche für Euch! Und viel Gück und Erfolg für euch als DRMV-David gegen den GEMA-Goliath …