Mühldorf. – „Das Gehirn ist keine Seife. Es wird nicht weniger, wenn man es benutzt“, sagt Lisa Fitz.
Das Publikum im Haberkasten lacht. Es ist ja auch schon der zweite Teil der Vorpremiere ihre Programms „Flüsterwitz“. Und man hat sich schon etwas warmgedacht.
Flüsterwitze erzählten sich Menschen im nationalsozialistischen Deutschland und in der DDR. Sie machten die Mächtigen zur Zielscheibe. Lisa Fitz spricht auch sehr viel über Politiker an diesem Abend. Das ist man als Zuhörer fast nicht mehr gewöhnt, in Zeiten, in denen Comedy das klassische Kabarett abgelöst hat.
Sie hat eine Meinung über Dinge. Auch über „das Volk“. Das ist, was sie an diesem Abend von vielen unterscheidet, die andere professionell zum Lachen bringen: Sie macht Witze über alle.
Sie stellt die Frage, wer eigentlich die Diamanten-Ketten bei Shopping-Sendern kauft. Dann eröffnet sie: „Ich falle auf Teflon rein.“ Dabei brenne in den Pfannen alles an. Vielleicht liege das ja auch am Preis? Fünf Pfannen für 30 Euro. Fernsehen gleiche „Massenverblödungswaffen“ – nicht die einzige Wortneuschöpfung des Abends. „Fröhliche Deppen“ müssen eben irgendwie bei Laune gehalten werden. Wir ließen uns quasi einlullen, seien wie Seegras. Das illustriert sie mit verdrehten Augen und wackelndem Oberkörper. Das ist dann die Art von Lachen, für die man nicht lange nachdenken muss.
Lisa Fitz, die von sich selbst sagt, Feministin zu sein, findet, dass Frauen zu unpolitisch seien, „zahnlose Tiger“. Und die Deutschen an sich seien – anders als die Franzosen – nicht für die Revolution geeignet. In Deutschland scheitere die nämlich schon daran, dass das Betreten des Rasens verboten sei.
Als sie jung war, sei Che Guevara der Schwarm junger Mädchen gewesen. Lisa Fitz schweift zwar kurz vom Thema Rebellion ab, aber was folgt, ist einer der Lacher des Abends. Nach Ches Tode habe sie sich dann auf Fidel Castro als Idol verlegt. Hätte der sie geheiratet, hätte sie als Feministin natürlich da rauf bestanden, dass er ihren Namen annimmt. Fidel Fitz – mit dem Namen wäre es vorbei gewesen. Der höre sich eher an wie der Name eines Zitherspielers aus Vilsbiburg. Den Deutschen fehlt die Energie. Da seien die Chinesen eine andere Liga. Würde man denen sagen, ein IS-Kämpfer habe potenzsteigernde Wirkung, wäre der IS in Kürze pulverisiert.
Die aktuelle deutsche Politikerriege findet Lisa Fitz weniger inspirierend. Angela Merkel wird zum „ferngesteuerten Hosenanzug“. Die SPD habe sie als Filet verspeist, die Grünen als Salatbeilage. Dass Bundesfinanzminister Olaf Scholz einen ehemaligen Investmentbanker von Goldman-Sachs als Staatssekretär berufen hat, vergleicht sie damit, einen Fuchs zum Wächter des Hühnerstalls zu machen. Die Politik der letzten Jahre habe Flaschensammler hervorgebracht, Pflegekräfte, die mit 40 selbst Pflege brauchen und Menschen, die mehr als einen Job brauchen, um über die Runden zu kommen.
Immer wieder singt sie auch, entweder zur Gitarre oder zum Playback, rappt oder tanzt. Lisa Fitz kann jodeln oder auch schauen wie ein Kamel. Gegen Ende des Programms singt sie auch „Die Gedanken sind frei“, ein Volkslied. Das sind sie auch in Ländern, in denen Flüsterwitze erzählt werden müssen. Lisa Fitz hat an diesem Abend einen doch recht klassischen Kabarett-Abend geboten. Mit Kritik an der Politik und an uns selbst.
Text: Oberbayerisches Volksblatt