Lisa Fitz bringt Flussfestivalpublikum zum Lachen und Nachdenken
Wolfratshausen – Sie war die erste Frau, die sich in den 1980er-Jahren mit einem Kabarettprogramm auf deutsche Bühnen wagte. Mittlerweile hat Lisa Fitz über 4.000 Soloauftritte hinter sich und sogar 2019 den bayerischen Verdienstorden erhalten. Nun präsentierte sie auf dem Wolfratshauser Flussfestival erstmals ihr Jubiläumsprogramm „Dauerbrenner“.
„Ich finde älter werden in Ordnung“, gestand die 69-Jährige zu Beginn ihres Programms. Obwohl sie mit der Zeit nach eigenen Angaben gelassener und entspannter geworden sei, nahm Fitz auch zu vielen aktuellen politischen Themen Stellung und schreckte vor klaren Positionierungen nicht zurück. „Sie kriegen von mir keine Political Correctness: Da geht das Kabarett kaputt“, schickte die in Niederbayern lebende Künstlerin voraus. So nahm Fitz beispielsweise den deutschen Gesundheitsminister aufs Korn. „Ex-Ministerpräsident Franz Josef Strauß gab besoffen bessere Interviews als Jens Spahn nüchtern“, erklärte sie. So war der erste Programmteil auch von einem amüsanten Rückblick auf die Zeit der 1970er und 1980er-Jahre geprägt. Fitz moderierte damals die „Bayerische Hitparade“, die astronomisch hohe Einschaltquoten von rund 70 Prozent erreichte und sie schlagartig in ganz Deutschland bekannt machte. „Ich war mittendrin in der Deppenhölle und wollte da raus“, gestand Fitz. 1983 entschloss sie sich zum Ausstieg und präsentierte eigene Showprogramme mit selbst geschriebenen Liedern. Für Satiresongs wie „I bin bled“ und „Mein Mann ist Perser“ erhielt sie auch von den 190 Flussfestivalbesuchern im nahezu vollbesetzten Zelt viel Applaus. Mit dem neuen Lied „Deutschland, quo vadis“ kritisierte sie aktuelle Fehlentwicklungen. Dass ihr von einigen Kritikern nationalistische Tendenzen unterstellt werden, kann die 69-Jährige nicht nachvollziehen. „Ich war mit einem Perser und einem Kubaner verheiratet und lebe jetzt seit vielen Jahren mit einem Wiener zusammen“, berichtete sie lachend. Nach ihrer Hochzeit mit dem in München aufgewachsenen Perser Ali Khan wurde sie öffentlich angefeindet und erhielt viele Drohbriefe.
Ihre musikalische Vielseitigkeit bewies Fitz mit kurzen Rap-, Beatles- und Schlagereinlagen. Emotionaler Höhepunkt war zweifellos das einst gemeinsam mit Konstantin Wecker geschriebene Lied „Und trotzdem hab i manchmal Angst“, in dem sie sich ungewohnt verletzlich zeigte. Am Ende ihres zweistündigen Programms gab die Kabarettistin eine Empfehlung, die sie seit vielen Jahrzehnten beherzigt: „Nur die Mutigen entkommen!“.
Artikel von Peter Herrmann