Lisa Fitz
Sie ist Kabarettistin, Schauspielerin, Autorin, Powerfrau und „dick“ im Geschäft. Zurzeit ist sie mit ihrem 13. Kabarettprogramm on Tour und hat kürzlich die „Erste Münchner Kabarettschule“ eröffnet.
ROTTAL BOULEVARD hat mit Lisa Fitz über ihre neuen Projekte und ihre Wahlheimat Niederbayern gesprochen.
Frau Fitz, Sie leben seit 1988 in Niederbayern, genauer gesagt, auf einem alten Hof im Rottal. So manchen dürfte dies erstaunen, denn man würde Sie wohl eher in Berlin oder München vermuten und nicht auf dem Land. Was hat Sie ins schöne Rottal geführt?
Alt ist der Hof zwar schon, aber natürlich rundum renoviert. Sie wissen ja, wenn man hinten fertig ist, geht´s vorn wieder los, die unendliche Geschichte. Warum ich hier bin? Maria Rohm, Nepos wunderbare Oma väterlicherseits, hat mich 1985 ins Rottal gelockt. Ohne ihre Hilfe hätte ich meinen Beruf niemals so intensiv ausüben können, sie hat mir bei der Betreuung meines Sohnes über viele Jahre sehr geholfen. Unsere Oma war damals schon hier ansässig und sagte: „Komm mal raus, hier gäb’s einen schönen Bungalow für euch…“ Das war der Anfang von zwei Aufenthalten in Mietobjekten im Rottal, die dann in den Kauf des Anwesens bei Eggenfelden mündeten. Irgendwann hab ich gesagt: Es ist so schön hier, jetzt bleib ich da und kauf was!
Wie wurden Sie denn von den Niederbayern aufgenommen? Sind Sie für Ihre Nachbarn eher der „Paradiesvogel“ oder sind Sie und Ihr Lebenspartner Peter Knirsch ins Dorfleben integriert? Sieht man Sie auch mal beim Brötchen holen beim Bäcker um die Ecke oder meiden Sie eher die Öffentlichkeit?
Das hat schon ein bisschen gedauert. Mit den Frauen ging’s schneller, die Männer waren 1988 in Eggenfelden noch solche vom (ur-)alten Schlag und eher mürrisch. Mit der globalen Vernetzung und Öffnung durch das Internet ging auch ein mentaler Fortschrittsschub durchs Rottal (und durch die Männer). Sehen kann man uns eigentlich überall: in der Bäckerei, im Supermarkt, im Eiscafé, im
Restaurant, nur bei Volksfesten selten, weil das dann oft ein Spießrutenlaufen ist, wenn Betrunkene grölen: „Lisaaaaa!!! Jetz kimm amoi her do und lass di oschaugn. Trinkst a Hoibe mit?“
Hier draußen bin ich schon lieber privat unterwegs, weil das mein Zufluchtsort vor der Hektik des Berufs und Tour-Lebens ist. Ich red´ gern mit allen Leuten, aber lästige oder distanzlose Menschen mag ich nicht so.
Sie stehen seit 1985 mit eigenen Solo-Programmen auf der Bühne, waren damals auch die erste Frau mit einem eigenen Programm. Ihr aktuelles Programm trägt den Titel „Mut – vom Hasen zum Löwen“. Was ist der Inhalt und wie ist das Programm entstanden?
Es geht darum, dass man sich den eigenen Ängsten stellen soll oder will, also quasi David gegen Goliath in der eigenen Seele sein muss, aber auch nach außen stark auftritt, gegen Missstände, dass man den Mut findet, den Mund aufzumachen und nicht ständig einknickt. Woody Allen sagt: „Das einzige Hindernis zwischen mir und meinem Ziel – bin ich selbst.“ Ein wunderbarer Satz. Das heißt also: Wo die Angst sitzt, geht’s lang oder auch: FACE THE FEAR.
Wie ist die Idee zum Programm entstanden? Mir fiel auf, dass die Bürger das Vertrauen in die Politik verloren haben, weil diese zunehmend von Lobbyisten, von der Wirtschaft beherrscht und gesteuert wird. Das Gespenst der Massenresignation geht um. Das ist ziemlich fatal. Denn wenn wir aufgeben, macht man mit uns, was man will, dann können wir einpacken.
Wollen Sie mit Ihren Texten die Leute „nur“ unterhalten, was ja auch eine große Kunst ist, oder will man als Kabarettist nicht auch die Welt ein bisschen besser machen? Was ist Ihr Anspruch, wenn Sie ein Programm schreiben?
Ein/e Kabarettist/in will nie nur unterhalten, dann hätte er/sie ja den Beruf verfehlt. Das ist ja nicht das Wesen der Satire. Satire zeigt durch eine Zuspitzung der Schilderung oder in der Pointe Missstände in der Gesellschaft auf und kritisiert sie auf humorvolle Weise. Eine platte Pointe erzeugt nur einen Schenkelklatscher, eine gute vermittelt dagegen Einsicht und ein Aha-Erlebnis.
Ein anderes Großprojekt, das Sie kürzlich gestartet haben, ist die „Erste Münchner Kabarettschule“. Kann man „Kabarettist“ wirklich lernen?
Talent und Humor kann man nicht lehren oder lernen, aber das Handwerkszeug schon, genauso wie ein Schauspieler. Wie lerne ich, einen sinnvollen, pointierten Text zu Papier zu bringen? Wie überwinde ich die Schreibblockade? Was unterscheidet einen guten Vortrag von einem langweiligen? Hier kommt es u. a. auf die Lautstärke, das Tempo und die Sprechdynamik an. Wie bekommeich Sicherheit im Auftreten, wie bewege ich mich, was ziehe ich an, welche Motivation sollte ich mitbringen, wie überwinde ich die Angst vor der Bühne usw. usw. Schauen Sie mal auf www.muenchner-kabarettschule.de– die Rubrik LEKTIONEN, da steht eine Menge drin, wasman alles lernen kann, wenn man Kabarettist werden will.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Mitbringen sollten Sie Humor, Fleiß und Mut sowie dieBereitschaft, auf eine Bühne zu gehen. Ob Sie Talenthaben, können Sie von mir auch erfahren, und ein gewisser IQ wäre eine gute Voraussetzung.
Hätten Sie selbst gerne die Möglichkeit gehabt, sich ineiner Kabarettschule ausbilden zu lassen? Wie war es bei Ihnen?
Ich war drei Jahre auf einer Schauspielschule, hatte Tanz- und Gitarrenunterricht und bin die dritte Generation der Künstlerdynastie Fitz. Satire und Vortrag habe ich sozusagen mit der Muttermilch bekommen und dazu kommt die Erfahrung von 36 Jahren Kabarett und mittlerweile ca. 3000 Soloabenden durch drei deutschsprachige Länder.
Würden Sie uns verraten, welcher Kollege oder welche Kollegin Sie zum Lachen oder Nachdenken bringt?
Josef Hader mag ich, Volker Pispers ist sehr gut, Erwin Pelzig ist Klasse, Monika Gruber ist auch lustig – sie liegt zwischen Comedy & Kabarett. In ihrer Schauspielschulzeithabe ich auf ihrer Schule ein Kabarettseminar gegeben und ihr damals sehr zugeraten, Kabarettistin zu werden.
Ihr Lebenspartner Peter Knirsch hat sich ebenfalls der Kunst verschrieben. Haben Sie sich zuerst in seine Bilderund dann in ihn verliebt – oder wie haben Sie sich kennengelernt?
Peter ist ja ein Wiener. Kennengelernt haben wir uns aufdem größten Harley-Festival Europas, in Faak am See, unter 60.000 Menschen. Seit 10 Jahren sind wir nun zusammen. Schauen Sie mal seine schönen Bilder an – PAKO ist sein Künstlername.Peter hat immer schon gemalt, seit seinem 10. Lebensjahr, früher Comics, Cartoons und Illustrationen. Aber erst vor 4 Jahren hat er sich an Bilder gewagt, Gott sei Dank, nicht zuletzt durch mein Insistieren. Ich bin halt ein Coach, lästig, aber effizient.
Wo kann man Bilder von Peter Knirsch aktuell sehen?
Derzeit hängen sie im berühmten Café Gloria in Zwiesel bei Paradiesvogel Gloria Gray (www.cafe-gloria.de). Ab Oktober 2012 in der Mang Galerie von Sybille Mang, der Ehefrau von Professor Werner Mang, in Lindau. 2013 folgen zwei Vernissagen in Bad Griesbach, im Hotel St. Wolfgang sowie im Hotel Maximilian.
Liebe Frau Fitz, vielen Dank für dieses Interview und Ihnen und Ihrem Lebenspartner Peter Knirsch weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
Ich danke Ihnen auch. Hier draußen kann’s einem doch nur gut gehen!
VIELEN DANK an
Martina Schipper & ROTTAL BOULEVARD
info@rottal-boulevard.de