Das Jubiläumsprogramm von Lisa Fitz ist im Parktheater gut angekommen.
Lahr – Im ersten Teil ihres Jubiläumsprogramms „Dauerbrenner“ arbeitet Lisa Fitz ihre Jugend, die Wegmarken ihrer Karriere auf. Nach der Pause geht es dann mitten hinein in den Gedankenkosmos einer Kabarettistin, die ganz bewusst auch immer wieder aneckt. Rund 300 Zuschauer erlebten am Samstagabend einen starken Auftritt der bayerischen Powerfrau.
Lisa Fitz teilt in Lahr mächtig aus, tritt aber auch dem Vorwurf entgegen, hier und da auf ein rechtspopulistisches Vokabular zurückzugreifen und auf der Welle der Verschwörungstheoretiker zu schwimmen. Ihre Kritik an der Pandemiepolitik, dem kulturellen Kahlschlag im Lockdown bleibt aber erhalten. Sie wird gallig, wenn sie Angela Merkels Satz „Kultur ist systemrelevant“ wiederholt und darauf hinweist, dass in der Politik so manch einer an der Pandemie verdient habe, die Kultur- und Veranstaltungsbranche aber nach wie vor dahinsieche. Der Abend im Parktheater beginnt mit einer Verbeugung vor den rund 300 Zuschauern, die trotz der wieder rasant steigenden Inzidenzzahlen den Weg in die heilige Halle der Kultur gefunden haben. Dann springt die 1951 in Zürich geborene Sängerin, Schauspielerin und Kabarettistin mitten hinein in die wilden 1960er-Jahre und die Zeit ihrer Jugend. Rock ’n’ Roll, Beatles und Frauenrechte Lisa Fitz ist das Kind einer urbayerischen Künstlerdynastie, Rock ’n’ Roll und die Beatles, freie Liebe, das politische Erwachen der 68er, Frauenrechte und LSD sind die Stichworte. Ein wildes Gebräu, das sie mit der Gitarre in der Hand musikalisch aufbereitet. Mit 19 ein „Schulmädchenreport“, 1972 übernimmt sie die Moderation der „Bayerischen Hitparade“.
Dirndl und Jodler statt Rock’n’Roll und Weltrevolution, sie bereitet das surreale Spagat genüsslich auf, springt mitten hinein in den Song „I bin bled“, eine Satire, die vom Publikum kaum verstanden wurde. 1981 legt sie mit „Mein Mann ist Perser“ nach und wird zur ersten Frau, die mit einem eigenen Kabarettprogramm auf der Bühne steht. Der Abend erlaubt auch Einblicke in die Befindlichkeiten einer Frau die sich selbst immer mehr emanzipiert und mit scharfer Zunge den Finger in gesellschaftliche Wunden bohrt. Fitz wettert nach der Pause gegen den Zeitgeist, die politische Wirklichkeit und den Wildwuchs sozialer Medien. Sie schwärmt von Franz Josef Strauß, der „im Vollrausch“ auf sie noch geistreicher gewirkt habe als der heutige Gesundheitsminister, reflektiert die Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung. Sie rollt zwei Jahre Corona-Politik auf, schwurbelt dabei allenfalls ein bisschen, tritt dafür aber um so beherzter für die Kulturbranche und die Gastronomie ein, die für das Land mindestens so bedeutend seien wie die Automobilbranche.
In der Schlussphase eines bemerkenswert authentischen, im zweiten Teil wunderbar auf der Klaviatur des politischen Kabaretts spielenden Auftritts stimmt sie das Lied „Deutschland, quo vadis“ an. Fitz kommt auch mit 71 nicht ganz lupenrein daher, ihr Herz sitzt aber am richtigen Fleck. Ihr Jubiläumsprogramm erreicht das Lahrer Publikum, das sie mit starkem Beifall verabschiedet.
Mit freundlicher Genehmigung der Lahrer Zeitung
Artikel von Jürgen Haberer