LISA FITZ Kabarettistin mit „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ im Unterhaus
Von Torben Schröder
MAINZ. Wo das politische Kabarett sich gern mit dem Variieren bekannter Positionen begnügt, setzt Lisa Fitz mit ihrem Programm „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ einen erfrischenden Kontrast. Aus den Rollen vier unterschiedlicher Charaktere heraus behandelt die 66-Jährige, ausgestattet mit 40 Jahren Bühnenerfahrung, brandaktuelle Fragen.
Mal demokratieverdrossene Putzfrau, mal CSU-Politikerin
Begonnen wird mit der fernab radikaler Zuspitzung demokratieverdrossenen Putzfrau, die gerne mal 20 Protestmails pro Tag an die Regierung schickt und die typisch deutsche Nörgeligkeit veranschaulicht: „Spätestens, wenn wir an der Wahlurne waren, wissen wir, dass wir unsere Stimmung beerdigt haben.“ Sie fordert direkte Demokratie, bemerkt zugleich, dass die meisten zu blöd seien zu entscheiden, und putzt, in der argumentativen Sackgasse steckend, einfach weiter.
Die „Dame von der Presse“, um die Schickeria kreisend wie der Mond um die Erde, steht im Zwiespalt einer wirtschaftlich Leck geschlagenen und zugleich durch immer mehr Anforderungen zerrissenen Branche. Sie weiß genau, wovor sie warnt, wenn sie im Zuge des vermeintlichen Allheilmittels Digitalisierung von „schleichendem Stasi-Feeling“ spricht: „Wissen die vielleicht schon, was ich im Auto über die Regierung sage?“ Technisch wäre es möglich. Als Agentin Olga Geheimnikowa hält Fitz Russland-Apologie und Putin-Verteuflung gleichermaßen den Spiegel vor, wandelt bravourös zwischen Fake News und Aha-Effekt und treibt das Mainzer Unterhaus so dazu, den Satz „Demokratie ist, wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt“, lauthals zu bejubeln.
Auch die CSU-Abgeordnete gerät dem Kabarett-Urgestein, zwischen der Karikatur der Seehoferschen (Selbst-)Vergötterung und durchaus auch gegen den Strich aufgebürsteten Integrationsirritationen, angenehm differenziert. Beim Treff der Frauen-Union wird über die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Kinderbetreuung diskutiert. Mit einer Hauptwort-Ergänzung illustriert Lisa Fitz, wie sich eine ganze Debatte verschoben hat. Ähnlich erhellend verläuft der gesamte Abend. In schlank gehaltenen zwei Stunden behauptet die Bayerin ihren Platz auf dem Kabarett-Thron scheinbar mühelos.
Text: VRM GmbH & Co. KG